Beschreibt
mein Freund und Slotkollege Frank Haseloff in seinem Bericht im Heft 3
der COL 2014 den extrem
mühseligen Weg, aus einem Karosseriekit von DiTech einen Abarth
2000 (Version
SE 010) auf die Bahn zu bringen und sich zusätzlich mit einem
Chassis-Eigenbau
zu quälen, ging ich den (scheinbar) einfacheren Weg! In den
letzten Tagen
brachte Chris Deco aus Le Val in Frankreich unter seinem Label PSK
(PROTO Slot
Kits) mit der Kennung CB084 das gleiche Modell, die 1970er Version des
Abarth
2000 SE, als Resinebausatz heraus.
Die
Geschichte des attraktiven 2-Liter-4-Zylinder-Sportwagens beschrieb
schon Frank
Haseloff, so dass ich diese hier nicht wiederholen muss. Das von PROTO
vorliegende Modell gibt die Flunder mit
lediglich einer Decal-Version wieder, jene
der Targa Florio von 1970. Hier wurde der
Wagen mit den Fahrern „Pam“ (Sergio Morando) und „GiBi“ (?) im
Gesamtklassement
achte mit einer Runde Rückstand auf den berühmten Porsche 908
mit der #12 von
Jo Siffert und Brian Redman, die als Sieger durchs Ziel gingen.
Was findet der geneigte Slot-Enthusiast vor, wenn er diesen Resine-Kit aus Frankreich ordert:
Der
Pappschachtel, die mit einem Comic-Bild des Boliden geschmückt
ist, entnehme
ich neben der vorlackierten Karosserie Kleinteile wie
Felgeneinsätze, Bodenplatte,
Cockpiteinfassung, zwei Schalensitze, Armaturenverstrebung mit
Instrumenten,
eine vollplastische, sehr schön detaillierte Fahrerfigur mit
Jethelm und einem
„Wechselkopf“ mit Integralhelm, Lenkrad, Motor-/Getriebeattrappe (alles
aus Resine),
Scheinwerferlinsen und tiefgezogenen Glasteile für Cockpitscheibe
nebst Scheinwerferverglasung.
Ein Stückchen Metalldraht liegt zur Realisierung des
Überrollbügels ebenfalls
bei. Um eines jedoch ganz klar anzusprechen: Die Lackierung der
Resine-Karosse
ist absolut spitze! Hatte ich in der Vergangenheit doch schon deutlich
schlechter lackierte Karossen aus dem Hause PROTO vorliegen
(überlackierte
Grate, jede Menge Staubeinschlüsse), die zudem bei der
Chassisanpassung einiges
an Nacharbeiten erforderten, so dass die Vorlackierung absolut
überflüssig war
und ich selbst nochmals zu Spritzpistole oder Dose greifen musste.
Diesmal darf
die Airbrush in ihrer Schachtel und die Sprühdose im Schrank
bleiben.
Das
ganze Paket wird durch die Nassschiebebilder, einen fotogeätzten
Tangentialscheibenwischer
und ein Comic-„Zertifikat“ mit der laufenden Nummer des Herstellers
komplettiert.
Nun
muss die ganze Fuhre ja irgendwie auf die Bahn… Für Frank Haseloff
hieß das die
„Ochsentour“ zu gehen. Da ich seine Arbeiten gut kenne und weiß,
wieviel Mühe
er sich bei der Eigenkonstruktion eines Chassis macht, kann ich nur
sagen:
Chapeau! Speziell im Fall des Abarth, dessen Motor hinter der
Hinterachse zu
platzieren war. Und das alles bei knappen Platzverhältnissen!
Für
jene unter uns, die sich ein Modell dieses Klassikers zulegen
möchten und nicht die
Konstrukteurs- und Modellbaufähigkeiten
von Frank haben, hält PROTO zu seiner Resine-Karosse des Abarth
2000 gleich das
passenden Chassis bereit: Das KR02C – wobei das „C“ für „court“
steht, also
eine verkürzte Version des KR02-Chassis, dem ca. 10 mm Grundplatte
hinter dem
Motor fehlen.
Hierbei
handelt es sich um eine 0,8 mm starke Grundplatte aus gebürstetem
Aluminium.
Darauf setzt Chris Deco einen Motorhalter
in Sidewinder-Auslegung und
einen Vorderachsträger aus Polyamid aus dem 3D-Drucker, die beide
mittels
Langlöchern zur genauen Anpassung des Chassis an die Karosse (bzw.
der Räder an
die Radhäuser) längs verschoben werden können. Aus
meiner Sicht eine einfache,
aber sehr gute Idee!
Der
Motor sitzt zu einem knappen Viertel unterhalb des Chassis – Gewicht
nach
unten! Prima! Die Achsdistanzen zur genauen Ermittlung der Spurbreite
sind
innerhalb der Motorhalterung mit eingespritzt und werden mit einem
scharfen
Cutter heraus gelöst und entgratet. Der Vorderachsträger
nimmt vier
Madenschrauben auf, um die Achse in ihrer Höhe genau justieren zu
können. Im
Zuge meiner Bestellung bei Chris Deco habe ich mir der Einfachheit
halber
gleich einen Satz Alutöpfchen plus der passenden Gummis mitkommen
lassen. Das
„court“-Chassis lässt einen Radstand von 66mm bis 84mm zu, die
Spurbreite liegt
hier beim Abarth bei 57 mm hinten. Das Chassis an sich ist 46 mm breit.
Sicher
ist dieses Chassis eher zur Realisierung von Eigenbauten im Stil der
Sportprototypen geeignet, weniger für schmaler ausgelegt Wagen.
Die
Karosserie ergab bei der Vermessung eine Breite von 60 mm und eine
Länge von
128 mm. Damit steht fest, dass der von Frank Haseloff als recht
maßstäblich
beschriebene, mit den Originalmaßen verglichene
DiTech-Abarth mit 120 mm Länge und 56 mm Breite deutlich
besser am
Original dran ist als die PROTO-Version! Wieder einmal baut Chris Deco
zwar
wunderschön, aber zu wuchtig! Jedoch längst nicht alle
PROTO-Modelle mutieren
zu Wuchtbrummen, sind doch die letztlich erschienenen Mirage
M2/M3-Varianten
sehr wohl maßstäblich!
Doch
nun zum Bau des Fiat Abarth 2000, den man wohl kaum als „Bau“ benennen
kann,
bleibt doch für den Slot-Enthusiasten (zunächst) nicht gerade
viel Arbeit
übrig: Bauteile entgraten und entfetten, lackieren und zusammen
fügen. Sehr
weitsichtig erweist sich die Beigabe von zwei verschiedenen
Fahrerköpfen im Bausatz:
So lassen sich die unterschiedlichen Helmvarianten der Fahrer
realisieren! Allerdings
konnte ich für das 1970er Targa Florio-Rennen lediglich zwei
Integralhelme
recherchieren, einmal in weiß und in rot. Den Fahrer mit dem
Jethelm, den Chris
Deco bei dem Modell auf seiner Seite verwendet hat, scheint mir eher in
das
1969er Rennen zu gehören: Dort fuhren Ferlaino/ Todaro, aber auch
Bitter/Kelleners
mit einem Jethelm!
Wie
bereits angesprochen lässt der Kit jedoch nur eine einzige
Decal-Variante zu.
Das Schwesterauto der #94 während der Targa Florio 1970, die #98
mit Guiseppe
Virgilio und Luigi („Gigi“) Taramazzo am
Volant, die Gesamt-Zehnte wurden, unterscheidet sich vom vorliegenden
Modell durch
die grün abgesetzte Frontlippe, seitliche Flaps vorne und einen
abgeänderten
Heckspoiler, der bei der #98 nicht über die gesamte Fahrzeugbreite
geht. Hier
wäre – jedoch mit wenig Aufwand – eine Variante zu realisieren,
zumal man nur
wenige Decals selbst erstellen müsste.
Zum
„Rohbau“, einem ersten Zusammenfügen von Chassis und Karosse (ohne
Cockpit),
bohre ich sogleich die Schraubzapfen mit einem 3mm-Bohrer auf und passe
mit
Sekundenkleber die Isolierung von 3x1,5 NYM-Kabel ein. Diese Methode
entwickelte Frank Haseloff einmal vor einigen Jahren, um zu verhindern,
dass
die Schraubzapfen reißen.
Die
Karosserieschrauben sitzen ebenso fest in der Kunststoffisolierung,
sprengen
aber nicht das spröde Resine, wenn man sie direkt in die
Karosserie eindrehen
würde! Weiterer Vorteil: Sollte einmal die eingeklebte Isolierung
ausgeleiert
sein (was ich seit Jahren noch nie erlebt habe), bohrt man sie
schlichtweg
wieder aus und klebt eine neue ein!
Es
gilt somit, den Leitkiel an beiden Seiten ein wenig zu beschleifen,
damit er
freigängig wird. Bei den Rädern habe ich den Felgenboden als
Kontrast schwarz
lackiert, um später die Felgeneinsätze besser zur Geltung
kommen zu lassen.
Als
nächstes lackiere ich die weiße Frontlippe. Für solche
Abklebearbeiten wie hier
benutze ich grundsätzlich Tamiya-Tape, weil es an lackierten
Oberflächen nicht
zu stark haftet und die Farbe am Modell belässt, wenn man das Tape
wieder
abzieht! Da es im Frontbereich ein wenig eng zugeht, schneide ich mir
mit einem
neuen, superscharfen Skalpell schmale Streifen des Klebebandes auf
einer
Glasplatte zurecht, entnehme sie mit einer spitzen Pinzette und
platziere sie
am Modell.
Sieht
ein wenig wie bei Christo, dem Verpackungskünstler aus! Aber hier
gilt es, die
gesamte Karosse vor etwaigem Sprühnebel zu schützen. Um das
teure Klebeband zu
sparen, benutze ich ein paar Stücke Papier, die ich zurecht
geschnitten habe.
Diese klebe ich mit billigem Abklebeband am Tamiya-Tape fest, nie
jedoch das
billige Band auf die lackierte Karosse selbst!
Noch
vor dem kompletten Aushärten des weißen REVELL- Lacks wird
das Klebeband wieder
entfernt, um ein späteres Reißen der Kanten zu vermeiden. Die Kleinteile (Fahrer, Getriebe,
Sitze/Cockpit, Wischer), sind
zwischenzeitlich lackiert und die Decals auf die Karosse aufgebracht.
Ein
besonderes Augenmerkt richtete ich auf die Armaturen, ist das
Innenleben des
Abarth 2000 doch außergewöhnlich gut einsehbar.
Die
Rundinstrumente, deren Skalen dem Kit als Decal beiliegen, habe ich mit
einem
kleinen Tropfen 2K-Kleber als Glasimitation „versiegelt“. Unterschied
zu einem
gewöhnlichen Tröpfchen Klarlack: Letzterer trocknet „platt“
auf, während der
transparente 2K-Kleber mit einer vorbildgerechten, leicht
gewölbten Oberfläche
aushärtet, die sogar noch eine etwas vergrößernde
Wirkung hat!
Die
Kabel habe ich in die Nuten des Vorderachsträgers gelegt und mit
Klebeband
fixiert, damit sie nicht verrutschen können. Nachdem nun sicher
gestellt ist,
dass die Kabel sauber unter bzw. neben dem Cockpit verlegt werden
können, lässt
sich auch das Chassis ohne Probleme unter die Karosse verschrauben. Um
ein
wenig mehr Platz zu gewinnen, gäbe es auch noch folgende
Alternativen: Der
Cockpitboden könnte a.) dünner geschliffen werden oder b.)
durch ein Stück
Fotokarton ersetzt werden, dem man die angedeuteten Rahmen- bzw.
Verstrebungsstücke aus Evergreen- oder Plastrukt-Profilen
aufklebt. Zusätzlich
könnte man 1 bis 1,5 mm des Cockpitbauteils abschleifen, um die
Sockelplatte
höher kommen zu lassen. Nachbearbeitet sieht es dann bei mir so
aus:
Auch
störte mich der offene Kühlluftaustritt an der Front, weil
man dem Abarth dadurch
„bis in die Eingeweide hinein“ sehen konnte. Von unten klebte ich mit
2K-Kleber
ein Gitterdecal von Virages auf, inkl. dem Trägerpapier – also
nicht als
Abziehbild eingeweicht:
Ich
bestreiche es auch der Unterseite ebenfalls mit 2K-Kleber und lackiere
es nach
dem Trocknen des Klebers in Wagenfarbe über, wie bereits auf dem
oberen Bild zu
erkennen ist.
Beim
Einpassen der Fahrerfigur wird mir deutlich, dass das Lenkrad zwar am
Armaturenbrett befestigt wird, aber in diesem (sehr gut einsehbaren)
Cockpit
keine Lenkstange/-säule zu finden ist! Ein weiterer störender
Punkt, der nun am
bereits fast fertig gestellten Modell nachträglich eingearbeitet
werden muss.
Manch einen mag es nicht stören – ich fand’s übel! So trenne
ich die
angedeutete Lenksäule (die eh zu lang ist) am Sockel des Lenkrades
ab, bohrte
das Lenkrad an und verklebte ein 1,5 mm starkes Evergreen
Rundstäbchen darin:
Auch die Halterung für das Lenkrad im Cockpit wurde angebohrt, so dass die lange Lenksäule nun bis nach vorne durchgeführt werden kann und zwischen den Füßen des Fahrers platziert wird:
Diese
Arbeiten erledigt man natürlich schon im Rohbau und nicht erst –
wie ich – beim
nahezu komplett fertig gestellten Modell!
Nachdem
nun diese Hürden der „Hochzeit“ mit viel Nacharbeit
überwunden wurden, setze
ich als nächstes die Scheinwerferlinsen ein. Diese erweisen sich
jedoch mit 5mm
im Durchmesser als etwas zu groß, so dass die
Scheinwerferabdeckung daran
anstoßen und nicht am Rand schließen würde. Ich habe
versucht, kleinere Linsen
zu verwenden und grub aus meinem Fundus 4mm-Linsen aus. Auch wenn im
Original
die Scheinwerfer optisch das beherrschende Moment der Abarth-Front sind
und
durch ihre Größe die Blicke auf sich ziehen, halte ich meine
leicht kleineren
Scheinwerfer für durchaus vertretbar. Die Alternative wäre
ein weiteres
Bearbeiten der (lackierten) Karosse gewesen, das wollte ich vermeiden.
Die Scheinwerferabdeckungen habe ich lediglich am oberen Rand verklebt, da es schlichtweg keine andere Klebefläche gibt und man Gefahr läuft, mit unschönen Klebernähten die Verglasung zu ruinieren.
In
diesem Zuge wird deutlich, dass Chris Deco die kleinen Seitenblinker
unterhalb
der Frontscheinwerfer vergessen hat! Glücklicherweise konnte ich
meiner
Grabbelkiste noch zwei passende Lämpchen in orange entdecken. Ein
kleiner Tupfer
Farbe würde es aber vielleicht auch tun. Der Scheibenwischer
bildet den
Abschluss der Montage, bei ihm habe ich lediglich das „Wischergummi“
seifenmattschwarz bemalt. Der Wischer selbst war im Original alufarben.
Nach
deutlich mehr Mühen mit dem Kit (ging ich doch von einem
„Schüttelbausatz“
aus!) stellt sich der Abarth 2000 SE der Targa Florio von 1970 wie
folgt dar:
Leider
habe ich in meiner Sammlung keinen passenden „Gegenspieler“ mehr zum
Abarth,
den ich hätte ablichten können. So musste ein 1967er
Chaparral herhalten.
Fazit:
Der Proto-Bausatz ist in Resinekit, der deutlich mehr Arbeit macht als
zunächst
angenommen. Bereits im Rohbau sind wichtige Änderungen angesagt,
damit der
Zusammenbau überhaupt klappt! Zum Fahrverhalten muss gesagt
werden, dass der
PROTO-Abarth auf der Vorderachse zu leicht ist und auf meiner Holzbahn
leicht
aus dem Slot rutscht. Hier ein wenig Gewicht einzubringen wird
angesichts der
extrem engen Platzverhältnisse die nächste Herausforderung
sein, der ich mich
stellen muss.
Das
Eigenbau-Chassis von Frank Haseloff mit der deutlich leichteren
Karosserie von
DiTech fährt sich ungleich besser als der PROTO-Brummer, zieht
aber auch
deutlich mehr an Arbeit nach sich, die man investieren muss! Aber
hieran wird
klar, dass ein Spezialist im Chassiseigenbau wie Frank immer die Nase
vorne haben
wird, vergleicht man seine Slotcars mit Serienautos oder Bausätzen
wie jenen
von PROTO. Aber irgendwie ist das ja auch wie ein Vergleich zwischen
Äpfeln und
Birnen…