Alfa Romeo 33/2  1968 - eine Restauration

Sehr lange schon hatte ich ja nach dem PROTO-Bausatz des Alfa 33/2 gesucht... Zu spät entschied ich mich für diesen Kit, weil ich noch sehr mit meiner Le Mans 1970-Sammlung beschäftigt war. Plötzlich war meine Kollektion LM'70 fast komplett und ich ging auf die Suche nach neuen Zielen... Targa Florio, jap - das reizte mich schon lange! Am Inhaltsverzeichnis dieser Rubrik seht ihr ja, dass sich zwischenzeitlich einiges angesammelt hat: Über 70 Slotcars zu diesem Thema stehen schon in meiner Vitrine - und die wenigsten sind dabei "ab Werk"!

Nun gut, der Targa Florio-Alfa 33/2, so wie er von PROTO angeboten wurde, war zwischenzeitlich schon lange ausverkauft. Diverse Suchanzeigen geschaltet, bei EBAY geforscht - nix! Irgendwann erhielt ich eine Mail von einem Mitlglied des Scratchbuilder-Forums, der einen bereits gebauten Alfa 33/2 abzugeben hatte. Der Bau stammte wohl nicht von ihm, aber mir war schnell klar, dass es dabei um eine Restauration gehen würde. Der Preis war ok, er lag unter dem ursprünglichen Neupreis. Und dann kam das Päckchen mit diesem Inhalt:





Ihr versteht sicher, dass es mich nicht gerade vom Hocker gerissen hat, mit diesem "Umbau" oder der "Restauration" zu beginnen. Ich denke, der Renner lag etwa zwei Jahre in meinem Schrank. Mittlerweile hatte ich sogar einen ungebauten Kit im Web ergattern können (teuer bezahlt! Aber seht hier), den musste ich natürlich schnellstens bauen! Und so lag dieses kümmerliche Etwas  einfach nur herum und wartete auf den gelben Sack.  Irgendwann packte es mich und ich zerlegte den Renner, badete ihn in Bremsflüssigkeit. Keine Reaktion der Farbe! Auch nach Wochen nicht! Manuelles Abschleifen? Och neeee!!!! Nach Rücksprache mit meinem Kumpel Frank brachte der die Idee ins Spiel, den Body von seinem Freund Jürgen sandstrahlen zu lassen. Uns war klar, dass Resine ja für diese Methode schon zu weich war. Aber ein Versuch war's wert.





Das Ergebnis war nicht berauschend, die Details waren quasi "rundgebürstet", die Sicken fast eliminiert und die Flächen hatten orangenhautähnliche Dellen! Und dennoch war die Farbe noch nicht ganz ab. Also lag das Ding wieder 'ne ganze Zeit im Schrank. Am meisten Sorge machten mir aber die verhunzten Glasteile. Also schrieb ich Chris Deco an, der so freundlich war, mir zwei (!) Sätze Scheiben zu schicken, er fügte sogar noch ein paar Reste an Decals des Originalbausatzes bei! Vielen Dank nochmals dafür!





Als Chassis hatte der Erbauer ein FLY Porsche Carrera 6-Fahrwerk verwendet, was jedoch nur "suboptimal" hinsichtlich Radstand und Spurbreite passte. So habe ich nur die Räder aufgearbeitet, neu lackiert und ein PCS32-Chassis verwendet, wie es für den Renner vorgesehen war.
Ich wollte aber ein bestimmtes Fahrzeug realisieren und da ich den 69er Alfa 33/2 bereits in meiner Sammlung habe, musste eine echte Alternative her - der hier (Quelle: Forum Auto):



Das Pilette-Slotemaker-Auto vom belgischen VDS-Team wurde 1968 Gesamt-Fünfter und ist (in meinen Augen) einfach schick anzusehen, was die blaue Farbgebung am Kotflügel und die Zierstreifen anbelangt. Das Schwesterauto hatte anstelle des blauen einen gelben Kotflügel, aber das Gosselin/Trosch-Auto sah die Zielflagge nicht. Da war mir dieser Renner doch deutlich lieber!

Im Unterschied zum 1969er Alfa gibt es einen wichtigen Aspekt: Dieser hier hatte keinen Lufteinlauf auf derBugplatte! Also zugespachtelt und verschliffen. Der kleine Airscoop für die Cockpitbelüftung auf dem linken Kotflügel musste ebenfalls weichen.

Leider hab' ich es versäumt, ein Foto vom bereits sandgestrahlten Modell zu machen. Asche auf mein Haupt! Mittlerweile ist der Renner sogar schon wieder fast fertig, es fehlt noch der Klarlack und die Bemalung des Fahrers.  Demnächst an dieser Stelle mehr!

Noch ein Wort grundsätzlich: Ich möchte keinesfalls die modellbauerischen Qualitäten des Erbauers dieses Alfas bewerten. Wir haben alle einmal klein angefangen und nur über viele Jahre und selbst erlebte Mißerfolge (und auch Erfolge) gelernt und unsere Kenntnise im Modellbau erweitert. Der Zweck dieses Berichts soll eigentlich sein, sich an bereits gebaute, nicht so schön gewordene Auto zu trauen und sie vor dem gelben Sack zu retten!

 SAVE THE PLASTIC BODYS OF HISTORIC SLOTCARS!
NO SLOTCAR BODYS INTO THE YELLO BAG!


Kleiner Scherz, aber mal ernsthaft: Es hätte mir in der Seele weh getan, dieses schöne Modell NICHT zu restaurieren und ihm einen Platz in meiner Vitrine zuzuweisen! Ich möchte mit diesem Thread Mut machen, sich an solche Projekte dran zu trauen und vielleicht nicht gerade den Sandstrahler zu bemühen, aber ein wenig Schleifpapier zur Hand zu nehmen (normalerweise klappt's mit der Bremsflüssigkeit eigentlich ziemlich gut!), die Teile zu entlacken und neu aufzubauen.

So, nun ist das kleine Schmuckstück fertig - und ich finde schon, dass der Alfa zum Schmuckstück wurde:





Die Umbauarbeiten beschränkten sich eigentlich nur auf das Verspachteln des Lufteinlaufs auf der Bugplatte und einem Ansetzen eines Heckspoilers, der passend aus einer 1 mm starken Polistyrolplatte geschnitten wurde. Ich muss jedoch zugeben, dass ohne die Glasteile, die Chris Deko mir freundlicherweise zuschickte, nichts gegangen wäre. Da hätte mich bestimmt der Mut verlassen und ich hätte dieses Restaurationsprojekt aufgegeben - der Alfa wäre tatsächlich in den gelben Sack gewandert!





Zu der bereits beschriebenen Arbeit hinsichtlich des Abbeizens/Schleifens/Sandstrahlens des Lacks kam eine Restauration der Felgen hinzu, deren Inlays grob mit Sekundenkleber (der zudem noch überquillte) in die Alutöpchen eingefügt waren. Auch war nach dem langen Bad in der Bremsflüssigkeit der Ansaugtrakt ein wenig spröde geworden, so dass ich die Ansaugtrichter einzeln, neu verschliffen, auf ein Stückchen Pappe ins Heck des Boliden kleben musste. Da ich zudem keine Endtöpfe mehr hatte (sie liegen dem Originalkit als Resineteile bei), musste ich mir mit Wattestäbchen behelfen, deren Röhrchen den gleichen Querschnitt haben. Sie wurden  in Bohrungen am Chassis-Heck nur eingesteckt, damit sie einer Demontage der Karosserie nicht im Weg sind.





Wieder einmal erwies sich das PCS32-Chassis als schlecht passend für diesen Body - oder umgekehrt! Auf alle Fälle gerät dieses längenverstellbare Kunststofffahrwerk massiv unter Spannung beim Verschrauben mit dem Body, weil der Motor zu hoch ragt und am Cockpit anstößt. Dort hatte ich (vorsichtshalber) bereits Masse weggefräst - es reichte immer noch nicht. Also legte ich kurzerhand die Motorhalterung im PCS32 um 2 mm tiefer ins Chassis. Ein wenig aufwändig, klappt aber gut! Die Halterungen wurden an gleicher Stelle mit Sekundenkleber etwas tiefer wieder eingefügt, Unsauberkeiten bzw. leichte Überstände dann noch verschliffen. Somit liegt auch de Schwerpunkt des Fahrwerks deutlich tiefer, was den Fahreigenschaften prima zugute kommt. Um hier noch ein wenig zu optimieren, hatte ich ein Stückchen Blei (10 g ) auf die Vorderachse gegeben. Auf der Antriebsachse sitzen weiche Slot.it-Pneus, auf der Vorderachse hingegen harte Gummis des gleichen Herstellers.





Ich bin auf jeden Fall heilfroh, dieses Projekt nicht aufgegeben zu haben, denn so konnte ich einen nicht alltäglichen - und vor allem einen nicht serienmässigen Alfa Romeo 33/2 in meine Targa Florio-Sammlung einreihen. Mein 68er Jahrgang bestand bisher nur aus dem Porsche 907, dem Gewinnerfahrzeug von Vic Elford/Umberto Maglioli und dem ausgefallenen Ferrari Dino 206 der Schweden Wängstre/Christofferson - ein wenig mager... Vielleicht gelingt es mir ja, noch einen weiteren Alfa 33/2 dieses Jahrgangs aufzutreiben. So langsam gewöhne ich mich an diesen formschönen Typ...

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