Jaguar XJR-9 und Toyota 87 C

Hier mal etwas ganz besonderes: Der 1987er Jaguar XJR-9 beim Boxenstop des 24-Stunden-Rennens von LeMans von Hasegawa in 1:24! Als alter Jaguar-Fan (ich baue und sammele  - so nebenbei - noch Jaguar-Fahrzeuge in 1:43) und leidenschaftlicher Anhänger des LeMans-Rennens war der Bau eines solchen Dioramas nahezu schon Pflicht! Nebenbei bemerkt: Eddie Cheever, Raul Boesel und Jan Lammers pilotierten die britische Raubkatze auf den Gesamt-fünften Platz.

Als ein Gegner des Jaguars von 1987 blieb im gleichen Maßstab nur der Minolta-Toyota, ebenfalls von Hasegawa, übrig. Der Bausatz gibt zwar das Fahrzeug von 1988 her, nach genauen Vergleichen der Fotos entdeckte ich allerdings, dass sich das 1987er vom 88er Auto nur durch 2 abgeänderte kleine Aufkleber an der Flanke unterschied - na also!
Die 2,1 Liter/4-Zylinder-Turbo-Gurke schied mit Alan Jones, Geoff Lees und Eje Elgh am Steuer bereits in der 2. Stunde mit Getriebeproblemen aus. 1987 war übrigens ein "Porsche-Jahr" in LeMans mit einen 1-2-3-Sieg für die Schwaben...

Die wunderschönen Mechaniker-/Fahrer-Bausätze von Hasegawa luden regelrecht dazu ein, das typische Gewimmel an der Box nachzugestalten. Schwierig wurde es nur bei der Umsetzung der Team-Overalls. Viel lieber hätte ich die heute erhältlichen Decals aus kleineren Maßstäben verwendet, die gab's aber damals noch nicht, als ich am Bau dieses Dioramas arbeitete. So blieb mir nur der mühselige Weg, "Silk Cut-" , "TWR-" und "Jaguar-" Schriftzüge zig-fach per Hand aufzumalen - irgendwann fängt man dann schon an, an seinem Verstand zu zweifeln!

Ursprünglich hatte ich vor, das eigentliche Boxengebäude umfassender, größer zu bauen, wäre dann aber mit dem Platz nicht hingekommen. Das Diorama war von Anbeginn so konzipiert worden, dass es in meine Vitirne passen sollte. Um die qualvolle Enge der alten LeMans-Boxengasse einzufangen sollte aber noch ein zweites Fahrzeug durch die Gasse peitschen, während die Jaguar-Knechte dem Auto von Martin Brundle und Raoul Boesel eine neue Nase und eine neue Motorabdeckung montieren, zudem noch die "normalen" Pitstop-Arbeiten wie Radwechsel und Betankung absolvieren.

Allen Figuren mit Helm spendierte ich sogar ein Visir aus dünner Klarsichtfolie, welches sich sogar am Helm klappen ließ! Eine kleine Spielerei, aber ganz nett, wie ich finde! Zu allem Überfluss bekam Jan Lammers, den ihr hier im Bild neben dem Teamchef Tom Walkinshaw seht, an seinen Helm noch ein Spiralkabel (2 Bilder weiter oben besser zu sehen) für den Bordfunk... na wenn, dann aber richtig!

Bei der Planung und Bemessung des Dioramas orientierte ich mich stark an verschiedenen Bildbänden der LeMans-Rennen, die in meinem gutgefüllten Bücherregal stehen. Ein wichtiges (vielleicht sogar das entscheidende) Argument für den Riesen-Umbau der Boxengasse in LeMans 1990/91 war die drangvolle Enge, unter der die Teams während der Rennen litten. Viele gefährliche Unfälle mussten einfach passieren, wenn man sich betrachtet, dass die Crew unter extremsten Bedingungen ihren Job macht, während 2 Meter in ihrem Rücken die Boliden der Konkurrenz im Höllentempo ihre eigene Box ansteuern...

Um zu einer zweiten Motorabdeckung bzw. einer zweiten Fronthaube zu kommen, musste ich (ist ja wohl klar) einen zweiten Jaguar-Bausatz schlachten! Das kam mir insofern gut zu pass, weil ich die Fahrertür geöffnet darstellen wollte, sie beim 1.Jaguar also ausschneiden musste. Da das nie ohne Beschädigung funktioniert, war es leichter, aus dem "Rest" der zweiten Karosserie, die mehr oder weniger nicht mehr zu gebrauchen war, die Tür herauszuarbeiten. Die gesamte Szenerie bekommt dadurch noch mehr Dynamik und einen realistischen Touch, zumal der Teamchef mit seiner Körperhaltung optimal dazu passt!

Die Boxenmauer und die Trennmauer zur Piste sind schlicht und einfach aus einem etwas festeren Papier gefalzt und geklebt, mit Selbstklebebuchstaben dem Vorbild entsprechend gestaltet und gealtert worden. Einfache Mittel, aber eine ansprechende Wirkung, wie ich finde! Der "Galgen" mit den Druckluftanschlüssen für die Schlagschrauber stammt aus dem 1:20er Tamiya-Sortiment, wurde aber maßstäblich gekürzt. Wegen des größeren Maßstabes dieses Bausatzes waren die Druckluftflaschen einfach nicht zu gebrauchen, zu monströs war ihre Wirkung gegenüber den Figuren. Ein Modelbau-Kollege war so nett und baute eine maßstäbliche Form aus Kautschuk und goß die Flaschen aus Keramin selbst!

Hier zum Abschluß noch ein Blick ins Cockpit, wo zwischenzeitlich Raul Boesel am Volant Platz genommen hat. Die letzten Anweisungen von Tom Walkinshaw, noch ein paar Tips zur Strecke von Martin Brundle - Tür zugeklappt, die Tank-Crew zieht den Rüssel 'raus - und ab wieder auf die Piste!
Mit diesem Diorama wollte ich das einmalige Flair der alten Boxenanlage von LeMans ein wenig einfangen,  ich hoffe, es ist mir gelungen. Darüber hinaus jedoch stellt das Diorama eine Hommage an die Menschen, die Crewmitglieder dar, die bei ihrem Engagement für den Motorsport in der einzigartigen, aber auch hochgefährlichen alten Boxenanlage von LeMans durch Unfälle ihre Gesundheit oder gar ihr Leben verloren haben! Chapeau!

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