Martin
PBM-5 Mariner
Erstmals bekam
ich einen Resine-Bausatz von Anigrand aus Hong Kong auf den
Basteltisch. Zugegeben, was die zu erwartende Qualität anbelangte,
war ich schon ein wenig skeptisch. Denn auch der Preis wies das Modell
nicht gerade als Schnäppchen aus! Interessant ist die
Marketing-Strategie des Herstellers, drei kleinere
Flugzeugbausätze dem "Haupt-Kit" beizufügen, sie aber nicht
zu benennen, sondern nur als Schattenriss aufzulisten! Es gibt
natürlich im Web eine Seite, auf der man klar nachlesen kann, um
welche "aditional kits" es sich handelt. Im Fall der PBM-5 (die auch
als PBM-3D aus der Zeit vor 1945 gebaut werden kann) sind das die
Grumman F7F-1 Tigercat, die Curtiss SB2C-3 Helldiver und die Douglas
XTB2D-1 Skypirate. Im Wesentlichen sind diese Zusatzbausätze bei
den Anigrand-Kits Experimentalflugzeuge, die es im 144er Maßstab
noch nie von einem anderen Hersteller gab.
Natürlich gelten bei solchen Resine-Kits ein wenig andere Regeln
und andere Vorgehensweisen sind notwendig, um aus den passzapfenlosen
Bauteilen ein ansehnliches Modell zu bekommen. Ein wenig hat man das
Gefühl, einen Short Run-Kit vor sich zu haben, halt eben nur aus
einem anderen Material.
Die Detaillierung von Rumpf und Tragflächen mit versenkten
Gravuren ist ausreichend, aber nicht übermässig viel. Hier
könnte man sich noch austoben, wenn man Spaß an der
Darstellung vorbildgerechter Beplankungen und Gravuren haben sollte.
Das Cockpit weist einiges an Details auf, die jedoch nach dem Anbringen
der Verglasung kaum noch zu sehen sind. Die Waffenstände muss man
mit eigenen Materialien bestücken. Aus Evergreen-Profilen und 0,3
mm Federstahldraht habe ich die Bord-MGs der Geschütztürme
nachgestellt. Die Kuppeln der Waffenstände sind vom Material her
nicht ganz so klar, auch mit Polieren habe ich hier nur wenig mehr
erreicht.
Die Bemalung per Airbrush erfolgte mit Valejo-Farben (White Primer,
Interior Green 71.010 und Glossy Sea Blue 71.300) Der Decklack ist
jedoch der normale Mattlack von Revell. Die Fenster im Rumpf der
Mariner habe ich mit Crystal Clear von Humbrol verglast. Das Pinwashing
erfolgte wieder einmal mit wässrig verdünnter
Schminke-Ölfarbe.
Schon zu Baubeginn
war mir das Szenario klar, in welchem ich meine Mariner darstellen
wollte. Es existieren sehr schöne Fotos im Web von diesen
Flugbooten, wie sie von Barkassen und Kuttern versorgt und beladen
werden. Eine solche Szene wollte ich gerne nachstellen.
Der Aufbau des
kleinen Dioramas (29 x 19 cm), mit einem Bilderrahmen eingefasst,
erfolgte nach meiner bewährten Methode einer angeflammten
Styrodurplatte, 20 mm stark. Im Rohbau wurden Barkasse und Mariner
eingepasst, die Platte bemalt und mehrfach klarlackiert. Der Anschluss
an die Rümpfe erfolgte später mit Acryl-Gel.
Die Barkasse stammt von Artitec, ist aus Resine mit
Fotoätzteilen und ist im Eisenbahnmaßstab Spur N, also
1:160 gehalten. Aber es gibt ja große und kleine
Schiffchen! Sie passt wunderbar ins Bild und wurde von mir nur ein
klein wenig umgearbeitet und "militarisiert". Die Autoreifen als Fender
waren aus dem Kit schlicht unbrauchbar. So besorgte ich mir "echte"
Gummireifen für Spur N-Autos, die ich mit hanffarbenem
Nähgarn am Modell befestigte.
Ein wenig schwieriger wurde es dann hinsichtlich der Besatzung. Ich
wurde aber wieder einmal bei Shapeways fündig. "Panzer vs Tanks 2"
by HOLDEN8702ND heißt der
Anbieter, der US Navy-Figuren in 1:144 aus der Weltkriegszeit im
Angebot hat, die von der Bekleidung her (u.a. mit Dixie-Mützen)
prima noch in die Zeit der 50er Jahre hinein passen. Ich hatte mir
ausreichend Figuren besorgt, so dass noch jede Menge übrig sind,
um später mal ein Trägerdeck mit den entsprechenden Maschinen
und dem Personal dieses Zeitraums zu bestücken. Der Barkasse habe
ich ein Echtholzdeck spendiert (generische Beplankungen), welches
eigentlich im 350er Maßstab gehalten ist. Passt aber auch hier
hervorragend, wie ich finde. Das Ladegut kommt von KIBRI und stammt aus
dem Modellbahnsektor.
Die Decals machten mir allerdings ein wenig Kopfzerbrechen, denn im
Bausatz waren zwar ausreichend Wasserschieber dabei - aber
natürlich nicht für eine Maschine in der Version, wie ich sie
darstellen wollte, auch was den Darstellungszeitraum und -ort
anbelangt. So musste ich einerseits tief in meine Decal-Grabbelkiste
greifen und andererseits ein paar Decals noch dazu kaufen.
Zur "Abrundung" des
kleinen Dios suchte ich mir passende, hochauflösende Fotos von
Hawaii aus dem Web, die ich mir soweit vergrößern
ließ, bis es von der Perspektive her gut zur Mariner und der
Barkasse passte. Mein Modell stellt die taktische "2" der VP-47 "Golden
Swordsmen" dar, die auf der Naval Air Station Kaneohe Bay auf Hawaii im
Mai 1951 versorgt wird.
Eine sehr schöne, kleine Szenerie, die wieder einmal belegt, was
aktuell im "Bonsai-Maßstab" alles möglich ist! Und das Feld
ist noch lange nicht ausgereizt!
Go 1/144 - beat 1/72!
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