Grumman F4D Skyray, MiniWing



Gerade neu im Bonsai-Maßstab 1:144 erschienen, musste ich mir doch als US Navy-Fan die Skyray schnellstens besorgen! Der Blick in die kleine Schachtel mit dem Resine-Flieger zeigt einen nahezu komplett gegossenen Rumpf, der einen massiven Angussstutzen am Triebwerksauslass aufweist.

 

Die wenigen Kleinteile, die sich größtenteils an Gussstangen befinden, sind sauber und verzugfrei abgeformt. Lediglich ein wenig Versäuberungsarbeit steht nach dem Abtrennen an. Die Kanzel liegt gleich zweimal bei, einmal in einer etwas dickeren, gegossenen Version für die geschlossene Darstellung und einmal aus Acetat tiefgezogen, um eine geöffnete Darstellung bei sehr geringer Wandstärke der Kanzel zu gewährleisten.

Die sehr schön gedruckten Decals geben zwei Versionen wieder: Zum einen eine F4D mit der Bu.Bo. 134967, taktischer Code NP305, von der VF-213 „Black Lions“, die 1958 an Bord der USS Lexington eingeschifft war.

Zum anderen gibt es die Möglichkeit, eine der bekanntesten Maschinen zu dekorieren, die Bu.No. 134756, taktische Kennung PA16 der VF(AW)-3 von der Naval Air Station North Island, ebenfalls aus dem Jahr 1958. Eine knappe Bauanleitung klärt unmissverständlich die Platzierung der wenigen Bauteile.

Folgende Aspekte fielen mir jedoch gleich zu Beginn auf:

1.    1.) Die löblicherweise beigefügte Lackiermaske für die Kanzel ist in ihren Feldern deutlich zu klein dimensioniert! Schade! Außerdem schien sie mir zu wenig flexibel, weil vom Material her zu dick.

2.    2.) Das – wenn auch fein und detailliert abgegossene – Fahrwerk hält mit Sicherheit allein die Baustadien niemals ohne Bruch durch! Es ist einfach zu filigran und daher zu instabil. Hier war mir schnell deutlich, dass Eigenarbeit gefordert ist.

 

3.) Bedingt durch den massiven Resineguss war zu erwarten, dass die Skyray ein "Tailsitter" werden würde!

Somit begann mein Bau mit einem vorsichtigen Abfräsen des Angusses am Triebwerk, anschließend bohrte ich den Rumpf komplett aus, um Gewicht aus dem Heck zu nehmen.

 



Die entstandene gähnende Leere schloss ich mit einem eingepassten Turbinenrad, das ich noch von einem 144er Harrier von Revell übrig hatte! Der Grabbelkiste sei Dank!

Ich wollte dennoch auf „Nummer sicher“ gehen und trennte die Nase des Winzlings ab, fräste auch hier ein Maximum an Material heraus und füllte sie mit kleinen Bleikugeln aus dem Anglersektor. So konnte ich ziemlich sicher sein, keinen „Tailsitter“ zu produzieren!

 
 
Beim anzubringenden Triebwerksauslass und natürlich auch bei der wieder angeklebten Nase wurden die Lücken und Nähte mit 2K-Spachtel aus dem Kfz-Reparaturbereich  geschlossen.



Hier die beiden Triebwerkseinlässe, die ebenfalls ein wenig 2K-Spachtel benötigten, um einen ordentlichen Nahtschluss aufzuweisen:

 


Nachdem diese „massiven Eingriffe in die Unversehrtheit“ des Bonsai-Fliegers zufriedenstellend erledigt und die großen Bauteile gründlich mit Silikon-Entferner entfettet und mit Flüssigscheuermittel abgebürstet worden waren, konnte ich mich um den Neuaufbau des Fahrwerks kümmern. Dazu benutzte ich 0,3 mm dünnen Messingdraht und Messingröhrchen mit einem Innendurchmesser von 0,3 mm, beides von der Fa. Albion Alloys. 

 

So konnte ich den Einfederungsmechanismus des Fahrwerks nachbilden. Zusätzliche Detaillierung beim Hauptfahrwerk wie die doppelten Scherengelenke und der Einzugsmechanismus erfolgte mit Teilen aus der Grabbelkiste. Lediglich die Radnabe/Achse verwendete ich von den Originalteilen aus Resine.

 

Das Bugfahrwerk war ein wenig komplexer aufgebaut, aber das Prinzip des Neuaufbaus wie beim Hauptfahrwerk blieb auch hier erhalten. Insgesamt konnte ich auf diesem Weg eine sehr stabile und zugleich detaillierte Fahrwerkskonstruktion darstellen.
Anschließend ging es schon zur Lackierung. Ich begann mit der Nase, die ich schwarz absetzte:

 

Nach ausreichender Trocknungszeit wurde sie mit Tamiya-Tape abgeklebt. Nach einer dünnen Grundierung mit Kfz-Primer aus der Dose erfolgte die übrige Lackierung mit Vallejo-Farben, weiß 71001 für die Unterseite und die Steuerflächen und einem zu 50% aufgehelltem barleygray 71051, welches dem light gull gray FS 36440 entspricht, für die Oberseite.  Der Blendschutz wurde in schiefergrau abgesetzt. Anschließend glänzender Tamiya-Lack, der ein Pin-Washing mit stark verdünnter Schminke-Ölfarbe erhielt.

 

 

Auf der Oberseite verwendete ich reines schwarz, auf der weißen Unterseite hingegen nur einen mittleren Grauton. Hier wäre die Betonung der Fugen und Blechstöße mit schwarzer Farbe zu hart gewesen.


 

Die Decals ließen sich gut mit Weichmacher verarbeiten. Darauf sprayte ich erneut den glänzenden Tamiya-Lack, bevor nach dem Aushärten die komplette Maschine mit Revell-Mattlack versiegelt wurde.


Für die Außenlasten, die gesondert lackiert wurden, gab es nicht viele Wahlmöglichkeiten. Im Bausatz sind zwei Tanks vorgesehen, ebenso die Standartbewaffnung, die Luft-Luft-Lenkraketen des frühen Typs Aim-9B Sidewinder. Der Abguss der Resine-Lenkwaffen ist zwar recht gut, jedoch sollte die zu spitze Nase halbrund zugeschliffen werden, so dass sie dem B-Modell des Otterngezüchts entspricht. Zusätzlich sind für die äußeren Flügelstationen zwei 70mm Raketenbehälter beigefügt. Nach meinen Recherchen trug die F4D an der mittleren Aufhängung einen navigation pod. Weiter Infos habe ich hierzu leider nicht gefunden. Ich zog es daher vor, diese Station zunächst mal unbesetzt zu belassen. Mit genaueren Infos ist eine spätere Nachrüstung ja immer noch möglich.


Insgesamt ging der Bau – trotz der teils heftigen Maßnahmen – zügig von der Hand. Abschließend muss sich als Wermutstropfen jedoch vermerken, dass sich erst bei der Grundierung zeigte, dass die gesamte Oberfläche des Materials winzigste Löchlein (Luftblasen aus dem Guss?) aufwiesen, die kaum zu verspachteln sind. Ein Einsatz des Wachsspachtel-geräts brachte einen nur mäßigen Erfolg.

Dennoch: Ein hübscher Winzling aus der frühen Jet-Ära der US Navy!

Go 1/144 – Beat 1/72!


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