Alfa 33/3 #35, 36, 37 und 38

Nachdem die aktuelle Car-On-Line erschienen ist (November 2007), habe ich nach Absprache mit Alexander Ehl die Freiheit, meinen in der COL erschienenen Bericht auch hier auf meiner Seite zu veröffentlichen. Es soll doch tatsächlich Slotter geben, die kein COL-Abo haben!
Für diese Zielgruppe an dieser Stelle also ganz im Besonderen
!

In den letzten Wochen beglückte uns Chris Deco von PROTO wieder einmal mit einer Neuheit, die alle Sportwagen- und Prototypenliebhaber der 70er Jahre in einen wahren Freudentaumel versetzte – besonders diejenigen, die sich als Sammelschwerpunkt der Komplettierung des Starterfelds des 24-Stunden-Rennens von Le Mans aus dem Jahr 1970 verschrieben haben (so wie ich...). Erscheint doch die neuste Pretiose aus dem Hause PROTO genau in jener Variante, wie sie in besagtem Rennen an den Start ging, denn nur hier wurde der 33/3 in der Langheck-Variante gefahren. Ein weiterer Bonus: Alle vier Alfas dieses Rennens können mit dem beiliegenden, üppigen Decalsatz realisiert werden! Ein Rennwagen aus der Zeit, in der Autos auch noch schön sein durften!



Kurz zur Geschichte: Der 1969 erschienene und für die Sportprototypen-WM hinsichtlich seiner Karosserie überarbeitete Alfa 33/3 trug im Rennen von Le Mans 1970, dem 8. Lauf zur Markenweltmeisterschaft, einen 3-Liter-V8-Motor mit 400 PS im Heck seines Gitterrohrrahmens. Im Rennen selbst war den Boliden aus Mailand wenig Erfolg beschieden. So wurde wegen unerlaubten Anschiebens auf der Strecke die #35 (Galli/Stommelen) disqualifiziert, die #36 (de Adamich/Courage) und #37 (Gregory/Hezemans) fielen in Runde 222 bzw. bereits in Runde 4(!) wegen Kolben- und Elektrikproblemen aus. Der #38 (Facetti/Zeccoli) war nach einem Unfall in Runde 41 bereits das Aus beschieden.

Neben der wie gewohnt sehr sauber gegossenen Karosserie aus Resine liegen dem Kit von PROTO Kleinteile wie Fahrerbüste, Spiegel, Felgeneinsätze, Getriebe-/Auspuffattrappe (alles aus Resine), Klarsichtteile für Windschutzscheibe und Scheinwerferverglasung, schraubbare Felgen aus gedrehtem Aluminium und eine Fotoätzplatine für die Verspoilerung bei.
Lediglich einen Satz FLY-Classic-Reifen und ein Fahrwerk gilt es noch hinzu zu kaufen.

Die Karosse überzeugt durch ihre Detailfülle und gut getroffenen Proportionen. Am meisten freut den Bastler aber hierbei die äußerst gering anfallende Nacharbeit. Bei meinen vier vorliegenden Alfas gab es neben dem üblichen Verschleifen kleinerer Nähte aus der Formentrennung lediglich an drei Fahrzeugen jeweils eine kleine Blase am unteren Fahrzeugrand zu verspachteln. Also kaum der Rede wert!

Für die Umsetzung als Schlitzpistenrenner empfiehlt PROTO die Verwendung eines PCS-Chassis von Pendle Slot Racing oder eines von Slot Classic. Als längenverstellbares Inliner-Kunststoffchassis sind beide in etwa miteinander vergleichbar.

Der Freude über den schönen Kit folgte jedoch die Enttäuschung direkt auf dem Fuß, als ich das PCS-Chassis mit dem Body trocken zusammen steckte: Der Inlinermotor ragt derart weit in das Cockpit hinein, dass die Fahrerbüste quasi auf den Motorblock geklebt werden musste! Nun wurde mir auch deutlich, warum PROTO’s Pilot ein solches Loch im Rücken hatte... Eine Abdeckplatte, die eine Durchsicht in die Untiefen des Chassis kaschiert, fehlt hingegen völlig. Sie wäre auch wegen des geringen Freiraums zwischen Karosserie und PCS-Fahrwerk und dem störenden Motor nicht einbaubar gewesen.
Sogar auf der Homepage von PROTO ist dieser unschöne „Zusammenhang“ zwischen Fahrerfigur und Motorblock erkennbar! Das kann aus meiner Sicht jedoch keine akzeptable Lösung sein! Also: Wie ist denn der PROTO-Alfa alternativ zu motorisieren?

Da ich nicht unbedingt ein Freund des Chassis-Eigenbaus bin, sondern eher dazu neige, Standartchassis umzubauen, fiel meine Wahl recht schnell auf das MRRC-Chassis aus dem Chaparral 2F. Nachteil dabei: Es ist bisher nicht einzeln erhältlich, also mussten vier komplette Chappis auf die Schlachtbank! Vorteil: Man kann das Cockpit samt Fahrer, welches ja sehr schön flach gehalten ist und trotzdem dreidimensional wirkt, mit nur geringer Nacharbeit für den Alfa gleich mit übernehmen. Auch passen die PROTO-Räder saugend auf die MRRC-Achsen – und den Motor nebst Leitkiel hat man auch gleich mit dabei. Somit ein kleiner Trost!




Andere Serienchassis (wie z.B. aus dem FLY Porsche 908 oder Ferrari 512) wären als Sidewinder-Fahrwerke ebenfalls gut geeignet gewesen, erfordern aber hinsichtlich Radstand und Spurbreite (speziell an der Hinterachse) deutlich mehr Nacharbeit als die Adaption eines MRRC-Chassis. Allerdings hätte man bei der Verwendung eines solchen Sidewinder-Fahrwerks genügend Raum für ein vollständiges Cockpit mit kompletter Fahrerfigur gehabt.

Als erstes kümmerte ich mich somit um die Komplettierung des Chassis. Die Radeinsätze wurden vor dem Verkleben mit den Alufelgen silbern lackiert, anschließend erhielten die Böden der Alufelgen einen seidenmatt-schwarzen Anstrich, um dem schön getroffenen alfatypischen Style ein wenig Tiefe zu verleihen. Miteinander verklebt bekamen die Räder noch einen matten Klarlacküberzug. Danach: Reifenmontage!

Nach dem Ermitteln der Spurbreite und dem Verkleben der Räder auf den Achsen erfolgte im Anschluss die Höhenabstimmung zwischen Karosserie und Fahrwerk. Die für das PCS-Chassis im Inneren des Bodys vorgesehenen Resineblöcke wurden heraus gefräst und durch den Einbau von passgenau abgelängten 3mm-Messingröhrchen ersetzt, in die eine Stromkabelisolierung (NYM 3x1,5) eingeklebt wurde. Diese, von Frank Haseloff erdachte Methode wurde bereits mehrfach in der COL beschrieben – und hat sich auch bei mir seit langem bestens bewährt!




Das Chaparral-Cockpit passt nahezu saugend in den Alfa. Lediglich die kleine Kante im PROTO-Body, an die der Fahrer mit seinem rechten Arm stoßen würde, muss entfernt werden.



Zusätzlich habe ich den Boden des Cockpits abgeschliffen, damit es bei der Endmontage keine Spannungen zwischen Karosserie und Fahrwerk kommt, denn das Cockpit liegt genau mit der Unterseite der Sitze auf dem Motorblock auf.



Nach einer kleinen, erfolgreichen Testrunde auf der Bahn steht der Vervollständigung der Karosserie nichts mehr im Wege. Nach dem Entfetten mit Flüssigscheuermittel und einer ausgedienten Zahnbürste konnten die fotogeätzten Bauteile mit Sekundenkleber angebracht werden, so auch der sehr filigran umgesetzte Spiegel.



Man mag darüber unterschiedlicher Meinung sein, ob Resine-Kits grundiert werden müssen. In diesem Fall ist es allerdings ratsam, da doch einige fotogeätzte Bauteile verwendet wurden, auf denen die normale Modellbaufarbe ohne Grundierung nur schlecht haften würde. Insbesondere an den Kanten der Ätzlinge wäre das Ergebnis mangelhaft. Ich habe meine Karosse mit Haftgrund aus dem Kfz-Bereich per Spraydose grundiert.

Die anschließende Lackierung mit dem Luftpinsel erfolgte mit Revell-Farbe Nummer 34. Auf manchen Fotos wirkt zwar das Rot der Alfas fast schon weinrot, auf anderen wiederum hellrot. Ein weiteres Beispiel für die Unterschiede bei zeitgenössischem Film- und Fotomaterial, sowie der Umsetzung einzelner Fotos in den Printbereich. Ich denke, dass das 34er Rot dem Vorbild wohl am nächsten kommt.




Nach ausgiebigem Aushärten des Lacks kommt die Detailbemalung zum Zuge. Hier werden z.B. die Kühlluftein- bzw. -auslässe und das Kopfpolster geschwärzt, die Gitter für die Ansaugluft des Motors eisenfarbig gefärbt. Der Überrollbügel wird mit einem Stift von Edding verchromt, eingeklebt und erhält links und rechts zwei kleine Stützen. Auch die Bemalung der Scheinwerfermulden, das Einsetzen der Scheinwerfer, das Anbringen der Klarsichtabdeckung und der Windschutzscheibe erfolgen bei mir an dieser Stelle.

Der für mich schönste Teil bei der Realisierung der Bausätze ist immer das Dekorieren der Karosserien mit Abziehbildern. Hier durfte ich nun gleich vier Fahrzeuge fertig stellen, denn als Sammler des 1970er Rennens hatte ich mir den Alfa ja gleich viermal zugelegt.




Als wieder einmal problematisch erwies sich die Lage von aussagekräftigen Vorbildfotos aus dem 1970er Rennen. Einige mir vorliegende Aufnahmen geben die Alfa-Flotte im Trainingszustand wieder, andere (möglicherweise) den Renn-Trim. Insofern ist das Anbringen der Sponsorenaufkleber und der Klebestreifen auf der Fronthaube bzw. an den Scheinwerfergläsern etwas vage und bedürfen einer intensiven Recherche.


Sind die Decals völlig trocken, starte ich mit dem Aufbringen des Zweikomponentenlacks von MiPa. Nach ausreichender Trocknung bekommen die zuvor geschwärzten Kühllufteinlässe einen Überzug mit Mattlack. Die Reihenfolge der Detailbemalung ist hierbei entscheidend, setzt sich doch der 2K-Decklack in jedes Detail und „verschließt“ quasi die Gitterstrukturen z.B. des vorderen Ölkühlers. Bei einer farblichen Behandlung nach dem Klarlackieren gäbe es nicht mehr viele Details zum Hervorheben, deshalb muss dieser Schritt vorher erfolgen.





Zum Schluss gilt es, die Getriebe-/Auspuffattrappe anzubringen. Es wäre durchaus möglich, das frei liegende und weit einsehbare Heck des Alfas durch detailliertere Motorattrappen wie etwa aus dem FLY Chevron B19/21 oder dem Ferrari 512 zu beleben. Da ich nicht gerade vier solcher „Detail-Sets“ zur Hand hatte, beließ ich es beim werksseitig gelieferten Bauteil. Das PROTO-Bauteil wurde in die Einzelteile (Getriebe und Auspuffrohre) zerlegt und einzeln mit dem Chassis verklebt. Dabei ist darauf zu achten, die Rohre möglichst weit außen anzusetzen, um noch genügend Spielraum zum Einsetzen der Karosserieschrauben zu haben. Zur besseren Stabilität habe ich die Auspuffrohre in Bohrlöcher gesetzt.



Leider gibt es vom Alfa 33/3 Langheck keine Fotos von hinten, um einen korrekten Sitz der Bauteile zu bestimmen. Die gleich motorisierte Kurzheck-Variante des 33/3 wies die Auspuffrohre aber sehr tief und parallel zur Fahrbahn auf, so dass mir solche Originalfotos als Vorbild dienten. Die Resineteile werden dunkel eisenfarbig bemalt und erhalten etwas Tiefe durch ein Trockenmalen mit einem aufgehellten Eisenfarbton.


Erst nach der Fertigstellung aller Alfas erreichte mich eine Mitteilung eines Slotkollegen, der zu Recht anmerkte, dass die farbigen Spoiler am Heck der Alfas zur besseren Unterscheidung für die Boxenmannschaften nur von einer Seite gefärbt waren! In Fahrtrichtung links blieben die Spoiler in der roten Wagenfarbe! Darüber hinaus darf die kleine Stabilisierungsstrebe zwischen den Spoilern nicht vergessen werden. Im Bausatz ist dafür eine flache Leiste vorgesehen. Ich habe sie jedoch zweckentfremdet und aus ihr die Abstützungen für den Überrollbügel gefertigt. Die Strebe zwischen den Spoilern entstand bei mir aus einer Besenborste, die genau in die Bohrungen der schmalen Windleitbleche passte.

Beim Einkleben des Cockpits achtete ich im Besonderen darauf, mich bei der Helmform und –farbe der Piloten an meinen wenigen Vorbildfotos zu orientieren. Ein Blick in die gut sortierte Grabbelkiste nach passenden Köpfen/Helmen ließ mich schnell fündig werden. Lediglich beim Fahrer des Alfas mit der Startnummer 36 wurde der FLY-Kopf ein wenig verspachtelt, um die charakteristische Form des Helms von Piers Courage wieder zu geben.






Abschließend sei bemerkt, dass mit dem Alfa 33/3 Langheck von PROTO ein typischer Vertreter der Sportwagenära aus den allseits sehr beliebten siebziger Jahren das Licht der Slotbahnen erblickt hat, der jedoch nur mit einigem bastlerischen Geschick zu einer ansprechenden Miniatur in der Vitrine oder für die Schlitzpiste realisiert werden kann – es sei denn, man ignoriert ganz einfach den beschriebenen Makel. Wie so oft geht es auch hier um die Frage nach dem eigenen Anspruch – und ich mochte nun mal keine Fahrerfigur mit einem Loch im Rücken auf einen Motorblock kleben, der deutlich sichtbar ins Cockpit hineinragt!

In etwa 90% der Modelle aus dem eigenen Hause empfiehlt PROTO die Verwendung des PCS-Chassis. Jedoch ist es nicht jedermanns Sache, eine Pilotenbüste auf einer geschwärzten Platte, quasi in einer „Badewanne mit schwarzem Wasser“, sitzen zu haben! Aber selbst dieses war beim vorliegenden Alfa 33/3 als einem offenen Sportprototyp noch nicht einmal möglich und der geneigte Sammler muss ein wenig bastlerisches Geschick an den Tag legen, um dieses Manko zu beheben. Also nicht unbedingt ein Modell, welches sich „oob“ (out of the box) bauen lässt !

Und schon geht's weiter mit dem Komplettieren meiner Le Mans-1970-Sammlung! Wenn's läuft, läuft's! Bis auf den Repco-Healey, den Porsche 907 und den Ligier JS-1 habe ich alle zusammen getragen, also insbesondere die noch fehlenden privat eingesetzten Porsche 911. Hier gilt es noch zwei Umlackierungen zu realisieren und fünf weitere (schmale) 911er auf der Basis des ARII-Porsche komplett aufzubauen!



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