Mercedes-Benz 300 SL 1955

Schon länger bin ich auf der Suche nach einem 300 SL-Bausatz, daher hielt ich weltweit nach dem alten REVELL-Kit Ausschau, den ich bereits kannte. Bisher jedoch vergebens, besonders im Hinblick auf das Preisgefüge, aber auch in Anlehnung an das Alter der Form und die entsprechenden Unzulänglichkeiten. Aber dann kam’s: Ich stieß auf dieses Pretiose:



Angesichts des HASEGAWA-Kits war ich natürlich völlig aus dem Häuschen, zumal er als ein „Premium-Bausatz“ mit fotogeätzten Bauteilen ausgelegt war! Sehr detailliert, auch mit Weißmetall-Bauteilen (fürs Fahrwerk, für den angepeilten Zweck aber irrelevant) und einfach schön und filigran gemacht! Kein Vergleich mit dem REVELL-Modell!

Hier die wesentlichen Bauteile, die ich für den Umbau zum Slotcar benötige:



Da ich nicht gerade der begnadete Chassis-Eigenbauer bin, greife ich sehr gerne auf Serienfahrwerke zurück und modifiziere sie nach Bedarf und Anforderung. Für den 300 SL war schnell eine Antriebsplattform gefunden. Da ich den Innenraum des Gullwing möglichst komplett verwenden wollte, blieb nur eine Frontantriebsauslegung. Diese fand ich mit dem nahezu identischen Radstand beim Ferrari 250 GTO-Modell von FLY, im Bild unten einmal als blankes Chassis, darüber mit bereits angesteckten REVELL-Porsche 550 Spyder-Stahlscheibenrädern, die denen des 300 SL sehr nahe kommen.



Alternativ zu den REVELL-Rädern bliebe noch ein Abdrehen des breiten Randes der Bausatzfelgen, um somit Inserts für Alutöpfchen zu bekommen. Die Flügeltüren, die Haube und die seitlichen Kühlergrätings waren schnell eingeklebt:





Nach dem Ermitteln der passenden Länge für die Schraubzapfen (welche in der „Findulini-Methode“ erstellt wurden: 3mm Messing-Röhrchen mit eingeklebter 3x1,5 NYM Kabelisolierung) erfolgte die Probepassung für die Hochzeit. In diesem Zuge war eine Abrundung und kleine Kürzung des Hecks notwendig geworden.



Im Karosserie-Inneren habe ich anschließend die Klebepunkte für die Schraubzapfen markiert. Gleichzeitig musste auch die Cockpitwanne angepasst werden. Dazu war es notwendig, den Kardantunnel von unten ein wenig auszufräsen und die Frontschürze für eine freie Gängigkeit des Schleifers zu erweitern (s. rote Markierungen):



Es reichte jedoch nicht aus, um den Innenraum ohne Spannung auf dem Halter der Kardanwelle auf dem Chassis Platz zu finden. Deshalb entschloss ich mich zu einem Versetzen des Wellenhalters auf dem Chassis nach hinten, wie ihr auf dem letzten Foto erkennen könnt.

Somit ging’s zunächst mal auf meine Teststrecke, um letzte Detailabstimmungen zu erledigen:





War aber auf Anhieb eine Top-Passung, ich war recht zufrieden. Den Guss-Steg in der Frontscheibe habe ich übrigens aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen bis zur Lackierung dran gelassen – damit mir die A-Säule nicht noch wegknickt… Hier noch mal die Karo von unten mit den eingeklebten Schraubzapfen:



Zum Verkleben der Zapfen verwende ich 2K-Karosseriespachtel (geht besonders gut bei Resine-Karossen!). Im Vorfeld habe ich die markierten Bereiche für die Zapfen im Karosserie-Inneren (s. Bild 7) leicht angefräst, um eine größere Oberflächen und dadurch eine bessere Haftung für den „Spachtel-Kleber“ zu bekommen. Auch die Messingröhrchen habe ich mit einer Zange leicht „angekratzt“, damit sie im Spachtel besseren Halt finden.

Lediglich das Fahrverhalten meines Flügeltürers war – nun ja, wie soll ich’s sagen – wie das eines Ferrari 250 GTO von FLY und eben „von der Stange“! Det wollt’ ick nich’! Der Renner ging zwar irre gut (bei dieser sehr dünnen, superleichten Karo bestimmt kein Wunder!), aber mit Magnet… Also ‚raus mit dem Kukident-Plättchen, an dessen Stelle ein Streifen Blei (ca. 3 g) den Platz in der Vertiefung des Chassis füllte. Darüber platzierte ich ein 10 g-Gewicht, was dem Fahrverhalten des Gullwing zu einem wesentlich angenehmeren Handling verhalf – wenn man denn auf Quertreiber steht… Ich find’s klasse! Vorsichtiger Gasfuss – äähhh – finger – und dann schön mit dem Heck quer durch die Kurve – hach, das hat was! Hier die aktuelle Chassis-Abstimmung:



So, momentan hab’ ich die Karosse bereits mit Flüssig-Scheuermittel abgeschrubbt/entfettet, grundiert (Kfz-Grundierung aus der Dose) und auch schon lackiert. So wie mein 718 RSK-Porsche erhielt mein Gullwing das Dupli-Color-Silber, ebenfalls aus der angewärmten Dose.

Schwierig wurde es nun hinsichtlich der vorbildgerechten Lackierung des Innenraums! Ich hatte nur s/w-Bilder des Wagens vorliegen. Sogar das Daimler-Benz-Museum hatte ich angechrieben, leider ohne Erfolg. Ein Hinweis von Martin aus dem Scratchbuilder-Forum brachte dennoch die Lösung: Martin schlug vor, ich solle mir Farbfotos von silbernenen Gullwings aus dem Web suchen, auf denen der Innenraum gut erkennbar ist. Dann die Fotos mit einem Bildbearbeitungsprogramm in den s/w-Modus verstzen und mit meinen O-Bilden vergleichen! Und siehe da: Der Innenraum war nicht - wie ich vermutete - blau gehalten, sondern eindeutig in rot!

Aber nun weiter im Programm! Hier ein Bild vom fertigen Cockpit, in dem nun ein FLY-Fahrer mit MRRC-Kopf Platz genommen hat. Ich weiß nun nicht, ob es Herr Zampiero oder Herr Villotti sein soll – ich kann die Jungs so schlecht auseinander halten, insbesondere, wenn sie den Helm schon aufhaben…




Meines Erachtens passte der MRRC-Kopf deutlich besser als das, was FLY im Programm hat.

So, nun schnell das Cockpit in die Karosse geschoben und fertig ist der Lack… dachte ich mir… und dann ging die Arbeit aber erst richtig los! Bis dahin war alles ja „easy going“!

Für meinen Zweck sehr unvorteilhaft waren die getrennte Anbringung von Armaturenbrett inkl. Lenkrad in der Karosserie einerseits und der Rest des Cockpit mitsamt Fahrer andererseits. Ihr könnt euch sicher vorstellen, worauf’s da hinaus lief – die Anpassung der Armhaltung des Fahrers ans Lenkrad! Leute, lange nicht mehr so geschwitzt! Ich musste unzählige Probepassungen vornehmen und mit der Minikreissäge dem Fahrer so oft die Arme durchtrennen und wieder zusammen leimen – unglaublich! Nachlackieren zum Schluss mit eingeschlossen! Aber anders war’s echt nicht möglich. Hätte ich das Instrumentenbrett gleich an das Cockpit geklebt, wäre die Anpassung zum Fahrer problemlos verlaufen. Nur wäre mit Sicherheit beim Einbau ein mächtiger Spalt zur Karosse die Folge gewesen – und das hätte man von außen supergut erkennen können! Na ja, die Klippe konnte ich noch mal umschiffen! Somit präsentiere ich euch hier nicht nur ein besonderes Slotcar, sondern gleichzeitig auch meinen 100. Umbau/Eigenbau/Repaint, denn alle meine Arbeiten bekommen ja auf ihre Box einen Aufkleber mit den genauen Daten über Chassis- bzw. Body-Hersteller! Kleines Jubiläum also! Aber hier nun die Bilder des fertig gestellten „Mercedes-Benz 300 SL, Targa Florio 1955“:













Das Auspuffrohr kommt vielleicht ein bissel wuchtig daher, aber ich hatte aktuell keine kleinere Anderendhülse. So scheint dieser Benz vielleicht schon eine kleine Tuning-Runde absolviert zu haben... Hier noch ein paar Bilder in passenderem Rahmen:











Was ich abschließend noch erwähnen möchte - weil's mir einfach sehr positiv auffiel: Die Scheiben des 300 SL wiesen werksseitig gleich einen superschmalen, sehr vorbildnahen Chromrand auf! Einfach superklasse! Kein langes Herumhantieren mit dem Chrom-Edding o.ä.! Einfach an der Karosse lediglich mit dem schwarzen Edding entlang fahren und nach dem Klarlackieren die Scheiben einsetzen! So hat man vorbildgerecht für Chromleiste samt Gummidichtung gesorgt! Da können sich andere Hersteller von Plastik-Kits 'ne mächtige Scheibe von abschneiden! Geht doch! 

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