Gebäude zum Targa Florio-Thema


Wirklich schade, dass es die wunderschönen Lasercut-Bausätze von Michael Gruber ( https://www.mgmodellbau.com/shop/ , Link in neuem Tab öffnen) nicht schon vor Jahren gab, als ich meine eigene, dem Targa Florio-Thema gewidmete Bahn, bauen wollte. Seinerzeit hatte ich bereits über 100 Slotcars durch viele Jahrgänge der Targa Florio gebaut und gesammt, die ihr hier auf meiner Seite sehen könnt.
Als ich  mich vom Targa Florio-Thema löste und meine Sammlung verkaufte, landeten viele Modelle bei meinem Slotcar-Kumpel Karsten in Berlin. Er möchte nun seine eigene Bahn mit vorbildgerechten Gebäuden dekorieren. So bot ich ihm an, diese Gebäude zu bauen, da ich in meiner Werkstatt ganz andere Möglichkeiten habe.

MG-Modellbau ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass man sich des Targa Florio-Szenarios angenommen hat! Vielleicht folgen ja noch weitere Gebäude, um eine Bahn komplett mit einem Dorfausschnitt von Collesano zu gestalten.. Ich war jedenfall sehr neugierig, wie sich diese lasergeschnittenen Hartfaserplatten bauen ließen. Kurzum: Es hat sehr viel Spaß gemacht! Die Teile sind sehr passgenau und lassen sich mit normalem Ponal-Holzleim verkleben. Zur Bemalung schlägt Michael Gruber vor, weißer Wandfarbe (die man natürlich auch farblich abtönen kann bzw. hier auch unbedingt sollte!) ein wenig gesiebten Vogelsand beizufügen. Ich ging einen Schritt weiter und dachte, das Ganze muss ja auf der relativ glatten Oberfläche der Faserplatten gut haften. So schliff ich die Gebäude nach dem Verkleben mit einem Schleifschwamm komplett an und fügte dem Farb-Vogelsand-Gemisch noch einen kräftigen Schuss Ponal bei! Hält bombe!
Ich hatte also neben dem Boxengebäude drei Wohnhäuser vorliegen, darunter das nahezu schon ikonische Kurvengebäude in der Haarnadelkurve in Collesano, hier semmelte der Lokalmatador Nino Vaccarella im Jahre des Herrn 1966 in Führung liegend seinen Ferrari 330 P3 mit dem hinteren rechten Rad an den Borstein und  beschädigte das Fahrzeug so sehr, dass er ausschied!



Bei allen Gebäude habe ich die Nähte  und die Passzapfen mit Holzspachtel aus der Tube (Baumarkt) verschlossen und verschliffen, was vielleicht nicht zwingend nötig ist. Ich wollte aber für die anschließende Bemalung eine möglichst einheitliche, saubere Fläche haben. Insbesondere beim Collesano-Gebäude mit seiner winkligen Fassade schien es mir zwingend notwendig zu sein.



Die Boxengasse umfasst vier einzelne Boxen, plus linkes und plus rechtes "Endstück".









Ein kleiner Gimmik, ein Hingucker, sollte das Wohnhaus mit Werkstatt sein. Hier kann man bei der Ausgestaltung seiner Fantasie freien Lauf lassen!





Das (fast) fertige Boxengebäude: Auf die Dachplatten habe ich Schleifpapierbögen mit 40er Körnung geklebt und anschließend bemalt und gealtert. Die Boxenmauer ist in meinem Fall ein Vierkantstab aus dem Baumarkt, 30 x 30 x 750 mm. MG-Modellbau fügt zwar jeder einzelnen Box ein eigenes Stück Boxenmauer bei, ich fürchtete jedoch, dass ich die Aneinanderreihung so vieler einzelner kleiner Boxenmauerelemente nicht würde sauber und gerade hinbekommen... Außerdem war's so viiiel einfacher!



Den Bordstein habe ich mit Pflaster aus dem heimischen Drucker beklebt. Es sind aneinandergereihte Texturen, die frei im Web erhältlich sind. Zwar gibt es jede Menge Anbieter von Pflastersteinen in Netz, aber ich wollte die Grundplatte der Häuser nicht noch unnötig weiter erhöhen und so flach wie möglich bleiben. Zudem sieht's in meinen Augen sogar richtig gut aus. Man muss halt am Rechner mit dem Grafik-Programm ein wenig spielen, um eine passende Fläche zum Druck zusammen zu bekommen, die man hinterher passend zuscheiden kann.



Und die Bemalung am Collesano-Gebäude nebst dem Wegweiser darf natürlich ebenfalls nicht fehlen!



Jaja, die Dächer bzw. die Dachstrukturen...Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich die typisch südländischen Dachpfannen ("Mönch und Nonne") realiseren könnte... Recht schnell kam ich auf die Idee, mir das Innere von Kartonagen heranzuziehen, denn die Anbieter von halbwegs passenden Dachziegeln in 1:32 im Web wollen ja ein Heidengeld dafür!
So schnitt ich mir aus einem großen Karton ein paar Stücke aus und feuchtete zuerst die eine Seite mit einem flachen Pinsel und Wasser an. Nach einiger Zeit lässt sich die erste Schicht gut ablösen. Ich musste aber lediglich an die "Wellenstruktur" kommen - also umdrehen un die zweite Schicht anfeuchten und ablösen... grober Fehler! Zwar lässt sich die zweite Schicht Pappe ebenfalls gut ablösen und vor einem liegt dann die begehrte Wellenstruktur - die aber nach dem Trocknen ihre Spannung verliert und nahezu komplett flach wird! Was tun?
Im zweiten Versuch löste ich von einem weiteren Stück Pappe nur die erste Deckschicht ab, schnitt 1 cm breite Streifen und löste dann die zweite Schicht "trocken" ab! Eine Heidenarbeit, die mich mehrere Abende kostete! Beim Verkleben startete ich jedoch mit der ersten Reihe , an der ich die Rückseite dran ließ, um eine möglichst gute und stabile "wellige" Ausgangsbasis zu bekommen.







So wurde dann Reihe für Reihe mit Weißleim aufgeklebt.



Es wird...





Nachdem die Dachziegeln bei allen drei Häusern aufgebracht waren, ging's an die Bemalung mit Abtönfarben. Zunächst ein Basiston "terracotta", den ich mir selbst aus verschiedenen Brauntönen plus ein wenig gelb und rot mischte. Hier fügte ich noch einen Schwapp Weißleim dazu, um das ganze Dach stabiler zu machen. Die Backsteinstruktur des Schornsteins ist ebenfalls wieder eine Textur aus dem Web, ausgedruck, zugeschnitten und aufgeklebt.





Im weiteren Verlauf wurden einzelne Dachziegeln mit aufgehellter bzw. abgedunkelter Grundfarbe abgetönt. Ansonsten wäre das Dach zu einheitlich und damit "tot". Zwar wiederum eine sehr zeitintensive Arbeit, aber das Ergebnis erfreut das Auge!



Der abschließende Schritt bei den Dachziegeln ist das Trockenmalen ("drybrush") der Kanten - hiermit erzielt man mehr Tiefe.



Ebenfalls (fast) fertig...





Für die rechte Hälfte der Rückseite des Collesano-Gebäudes beklebte ich die Außenwand mit einer Natursteinmauer von NOCH aus dünnem Karton. Auch das reale Gebäude sieht so (oder so ähnlich) aus. Auf jeden Fall bringt es nochmals ein wenig optische Spannung und Abwechslung ins Modell. Hinter alle Fenster habe ich "Glas" gesetzt - transparente Kopierfolien aus dem Schreibwarenhandel. Dahinter kamen Vorhänge - man will ja keine "tote Augen" in den Fenstern haben! Auch hier wurde ich wieder im Web fündig: Texturen zum Thema "Vorhänge und Gardinen". Wobei meine Frau meinte, ich hätte nicht ganz die Mode der 60er und 70er Jahre in Italien getroffen - einige Stoffe seien zu modern... Auch die Türen sind Texturen aus dem Web, auf Karton aufkaschiert und somit verstärkt.
Hier schon im Ansatz zu sehen: Eine Schwengelpumpe von MiniArt! Dieser Hersteller bietet eine Fülle von Bausatzmaterial, mit denen man die Häuser und ihr Umfeld unglaublich realistätsnah gestalten kann! Der Maßstab liegt zwar beim militärmodellbau-typischen 1:35, aber diese kleine Abweichung ist sehr gut zu verschmerzen.



Die Dachrinnen und Fallrohre liegen werksseitig zwar bei, die Rinnen schienen mir jedoch deutlich zu klein, so dass ich beides aus Evergreen-Profilen  neu erstellte.



So, und nun zu den fertigen Gebäuden! Starten wir zunächst mit der Boxengasse. Die Werbebanner stammen auch hier wieder aus dem Web, per Grafikprogramm bearbeitet und zugeschnitten. Da die Gemäuer jedoch einen "Rauputz" haben, wollte ich die auf Papier gedruckten Banner nicht direkt auf die Wand kleben, da hätte sich die rauhe Putzstruktur durchgedrückt. Das hätte mit Sicherheit "krumpelig" ausgesehen. Also: Alle Banner per doppelseitigem Klebeband auf 0,3 mm Polystyrolplatten geklebt, zugeschnitten und mit Kraftkleber auf die Hauswand aufgebracht.



Da ich aktuell keine Fahrzeuge in Targa Florio-Lackierung in den Vitrinen stehen habe, musste ich Karsten bitten, mir ein paar "Statisten" auszuborgen und sie mir für die Foto-Session zuzuschicken...







Nun die Wohnhäuser von Collesano... Lange war ich zu sehr zurückhaltend, was die "Verschmutzung" der Gebäude anbelangte. Erst die Ermutigung meiner Frau und der Hinweis von Karsten, den ich immer wieder mit Baustufenfotos informiert hatte, bestärkten mich, hier etwas "mutiger" vorzugehen. Im Nachhinein ärgert es mich jedoch, dass ich die "Putzabplatzer", das freiliegende Mauergestein, erst hinterher aufgebracht habe. Dies müsste auf jeden Fall VOR der Bemalung der Häuserwände geschehen, damit der Putz auch tatsächlich höher liegt als das Mauergestein - hier ist es nun umgekehrt. Man sieht es aber nur beim genaueren Hinschauen.





Das ikonische Gebäude der schicksalhaften Haarnadelkurve in Collesano - tausendfach fotografiert, sehr gut dokumentiert, in der Motorsport-Literatur und im Web vielfach zu finden. Ich denke, ich hab's ganz passable getroffen.



Hier nochmal gut zu sehen: Die Schwengelpumpe nebst Eimern, Wanne und Milchkannen von MiniArt.



Ein Blick von oben auf die Dächer, die nach dem beschriebenen Bemalungsvorgang recht lebendig und vorbildgetreu wirken.



Eine Szene, wie sie wohl jeder Targa Florio-Fan gerne auf seiner Anlage hätte!



Die Vespa hier stammt übrigens von NewRay. Dieser Hersteller hat eine ganze Fülle von Vespa-Rollern verschiedener Jahrgänge im Programm! Der FIAT 500 kommt von Welly.





Der Abschluss... Wunderschöne Gebäude, die jede Slotanlage zum Thema Targa Florio deutlich aufwerten! Ich hatte beim Bau jedenfalls sehr viel Spaß, habe (wieder einmal) etwas dazu gelernt (nicht nur den Dachziegelbau) und kann die Bausätze von MG-Modellbau nur empfehlen. Ich fürchte nur, wenn Michael Gruber noch weitere Gebäude in diesem Stil entwickelt, werde ich tatsächlich schwach und baue meine Slotanlage neu - und dann durchgestylt im Targa Florio-Thema!




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