Meine (erste) Rennbahn

Hier seht ihr den Grundriss meiner "ersten" Rennbahn (natürlich hatte ich bereits als Kind eine Carrera Uni...). Bei 3,00 m x 3,80m in dieser L-Form war ein Aufbau von knapp 16 Metern SCX-/Scalextric-Schienen möglich. Ich konzipierte die Anlage in einer Modulbauweise, um sie transportabel zu halten. Das erwies sich später als ziemlich genial, als ich mein Rennbahnzimmer räumen musste, da unsere große Tochter für die Dauer ihrer Studienzeit ihre Möbel wieder bei uns zu Hause einstellte! Anschließend stand die Anlage im ehemaligen Kinderzimmer meines Slotfreundes Markus.

Zum Konzept: 6 Elemente, Rahmenbauweise mit Querverstrebung, gehobeltes Fichtenholz, Schraubfüsse. Auf die Rahmenelemente wurden 8mm starke Sperrholzplatten geschraubt und verleimt. Darauf verklebte ich vollflächig 3mm starke Korkplatten zur Geräuschdämmung. Die einzelnen Elemente sind mit jeweils 4 Schlossschrauben miteinander verbunden. Jedes einzelne Element ist extrem leicht und gut zu transportieren.

Nachdem die Streckenführung feststand (angelehnt an die Grand Prix-Strecke von Brands Hatch, England) klebte ich vollflächig Spezialdämmplatten aus PU-Schaum neben die Schienen. Diese liegen nur lose auf den Elementen, sind also jederzeit einfach herausnehmbar. Die PU-Schaumplatten sind beidseitig mit Pappe beschichtet, so dass sie sich wunderbar mit Ponal verkleben lassen. Diese Pappschicht ist auch leicht entfernbar. Das erwies sich als eine geniale Sache, denn die PU-Schicht ist begrenzt, aber dauerhaft, verformbar! So gestaltete ich die Kerbs neben der Rennstrecke, indem ich die PU-Platten leicht modellierte und mit einem Lineal eindrückte, anschließend mit Plakafarben bemalte. Durchgängige Kerbs, ohne Nähte, zum Nulltarif!

Die Kiesbetten gestaltete ich nach "Eisenbahnerart". Braune Untergrundbemalung mit Plakafarben, anschließend "beschottern" und mit einer milchigen, aber nicht zu wässrigen Mischung aus Weißleim und Wasser - einige Tropfen Spülmittel zur Brechung der Oberflächenspannung des Wassers gehören noch in diese Suppe - am besten mit einer Spritze mit Kanüle beträufeln. Der Effekt ist mega-realistisch, hat jedoch auch den Nachteil, dass die Oberfläche des ganzen sehr hart und rau ist. Bei kapitalen Abflügen kann schon mal der Lack der Slotter ein wenig abgeraspelt werden...

Die übrige Fläche wurde grün bemalt, anschließend mit Ponal bestrichen, danach mit Streugras aus dem Eisenbahnzubehör bestreut. Damit sich die Grasteilchen nicht in Getriebe oder Motor der Slotcars wieder finden, besprühte ich die Gesamte Fläche mit Mattlack (handelsüblicher Bastel-Lack) aus der Dose, zur "Sicherung" sozusagen! Funktioniert recht gut.

Wie ihr schon auf den Bildern erkennen könnt, gibt's sogar Fangzäune auf meiner Anlage. Einfache, aber sehr wirkungsvolle Methode: In Holzleisten (ca. 32x14mm) bohrte ich Löcher in die Schmalseiten. Danach klebte ich Sponsoren-Logos (auf dem PC erstellt) auf die Leisten. Anschließend pflanzte in die ich Alu-Stäbe in die Löcher. Die Stäbe wurden oben zur Fahrbahn hin gekröpft, also ca. 10mm leicht in Richtung Rennstrecke gebogen. Daran wurde Fliegendraht aus Aluminium (schmale Streifen in der Breite der Alustäbe schneiden) mit einzelnen Drahtstückchen, die beim Zuschneiden abfallen, an den Stäben festgeknotet. Realistischer geht's kaum noch! Und hält auf alle Fälle. Zur Sicherheit kann man einen Tropfen Sekundenkleber auf die Knoten geben. Ich schlang 3 Schleifen pro Alustab durch die Maschen des Zaunes, bei der Gesamtlänge der Fangzäune könnt ihr euch ausrechnen, wie lange ich dazu brauchte!

Um die einzelnen Streckenabschnitte im Infield voneinander zu trennen und sie abzusichern kamen die schönen Leitplanken von Ninco zum Einsatz. Sie wurden einfach in die PU-Plate gesteckt  und mit einem Tropfen Heißkleber gesichert. An den Nahtstellen der Module sind sie natürlich nicht verklebt und untereinander sowieso trennbar.

Alle Bauten, die auf meiner Anlage zu sehen sind, stammen aus dem Carrera-Sortiment (mit Ausnahme der beiden "Dunlop"-Bögen von Scalextric) und waren teilweise  zu Wahnsinnspreisen neu und ungebaut bei EBAY zu ersteigern. Irgendwelchen zusammen geklatschten Mist, der schon den Staub der letzten 30 Jahre auf sich herumträgt und voller Kleberspuren ist, wollte ich mir natürlich auf keinen Fall antun. Da blieben halt nur die ungebauten/neuen Bausätze, und die waren eben dementsprechend teuer! Das Ergebnis kann sich, wie ich meine, aber auch sehen lassen.

Bei der Boxengasse (die Fahrbahn ist eine Pressspanplatte, in die ich die Führungsschlitze einfräste) musste die Kreativität wieder zum Einsatz kommen. Die Carrera-Boxengebäude (die mit dem roten Garagentor, kennt ihr bestimmt) waren mir zu klein, außerdem wollte ich nicht neben jeder Box so ein kleines Häuschen haben. Somit entstand aus 4 dieser Bausätze eine völlig neue Boxenanlage, indem ich die Wände neu arrangierte und zusammensetzte.

Im Endeffekt ergab sich aus diesen Bauteilen eine Boxengasse mit 6 breiten Einzelboxen und am rechten Ende eine Art Service-Raum. Dies kam meinem Anspruch an eine möglichst moderne Boxenanlage am nächsten. Auch wenn ihr auf den Fotos meist Klassiker seht, so fahren die bei mir natürlich im Rahmen eines Oldtimer- oder Classic-Rennens! Umgekehrt wäre es ziemlich unpassend, auf einer klassischen Anlage moderne Sportprototypen und Formel-1-Fahrzeuge düsen zu lassen - da geht einem schon das Nackenfell hoch...

Aus mehreren Pappschichten  (Oberfläche silberne Wellpappe) bastelte ich sogar noch Garagentore, die mit Führungsstiften aus Messing in den Führungsschlitzen der Wände auf- und zuzumachen sind! Leider hier auf den Fotos schlecht zu erkennen, da in den Boxen derzeit hektische Betriebsamkeit stattfindet...

Die Boxenmauer an sich ist wieder eine Holzleiste gleichen Kalibers wie die Sockel der Fangzäune, ebenfalls - zur Rennstrecke hin - mit Sponsorbeschriftungen beklebt.

Ein besonderer Clou auf meiner Rennbahn ist die Start- und Ziel-Ampel. Im Folgenden beschreibe ich daher ein wenig die verwendete Technik. Zwei regelbare Titan-Trafos speisen einzeln die Spuren und geben ihren Strom unter Kontrolle der DS-Start- und Stop-Box (in Verbindung mit dem DS200-Computer und einer Impulsfahrbahn) an die Autos ab, Frühstart somit unmöglich. Die ältere Variante der DS-Start/Stop-Box hatte 2 große Lichter auf ihrem Gehäuse, eins rot, eins grün. Fand ich schon immer ziemlich überflüssig, denn ich konzentriere mich ja bei Start auf mein Auto und auf die nächste Kurve, aber nicht auf die Lämpchen! Da die gesamte Elektrik ohnehin unter der Platte angebracht ist, fielen die beiden farbigen Lampen sowieso nicht mehr ins Gewicht.

Eine funktionierende Start-/Ziel-Ampel hätte ich aber schon gerne gehabt, daher überlegte ich mir eine Methode, die Spannung für diese beiden Lämpchen unter der Platte auf adäquate Weise ÜBER die Platte zu holen. Also raus mit den großen Lampen aus der Start-/Stop-Box, Kabel angelötet und an die entsprechende Stelle der Platte verlegt.
Aus Alu-Profilen aus dem Baumarkt (ALFER) entstand ein Gestell für die Ampel, die ihr oben seht. Sie besteht aus zwei Rundprofilen mit je 10 mm Durchmesser, ferner aus zwei L-Profilen. Durch die hohlen Rundprofile aus einer seitlich gesetzten Bohrung gelangen die Kabel in die Mitte des ersten L-Profils, welches bereits mit den Rundlingen verklebt wurde. Nun war ein wenig Mittelstufen-Physik und das Ohm'sche Gesetz  wieder vorzukramen, um die Größenordnung der Widerstände zu bestimmen. 12 V vom Trafo lagen an der DS-Box an, zuviel für die beiden Reihen à 10 Dioden. Die Leuchtdioden und die Widerstände bekam ich bei Conrad-Electronic. Nach dem Einbau und der technischen Überprüfung wurde das zweite L-Profil von hinten als Deckel angesetzt und punktuell verklebt (falls mal Reparaturen anfallen oder sich Lötstellen lösen sollten. Abschließend auf die Front noch ein bissel Dekor aus dem heimischen Drucker angebracht - fertig. Und siehe da, meine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Nach dem Einstellen der Rundenanzahl auf dem DS200-Computer und dem Drücken der Start-Taste piepst es und die roten Lampen leuchten auf. Bei nächsten Pieps schaltet die Ampel auf grün und der Bahnstrom wird freigegeben! Auf dem Bild oben sieht man sehr schön die leuchtenden grünen Lämpchen der Startampel. Zeitaufwand: Ca. 1 - 1 1/2 Stunden, Kosten: rund 15.- €. Billiger geht's nimmer!

Die weitere Ausschmückung der Anlage mit Bäumen (Modellbahnzubehör, Spur 1), Sträucher und Figuren sorgt ebenso für realistisches Treiben wie maßstäbliche Standmodelle in der Boxengasse oder die Service-Fahrzeuge auf dem Infield. So seht ihr oben einen schweren Mercedes-Kran, der die Abflüge im "Karussel" schnell an seinen Haken bekommt. 2 Schlepper in besonders gefährdeten Kurven übernehmen da die gleiche Arbeit.

An Figuren wurde es erst in den letzten Wochen lebhafter, nach und nach bemalte ich die wunderschönen Figurensätze von MRRC. Zusätzlich tun aber auch Scalextric-Figuren ihren Dienst. Auf den Rängen der beiden Tribünen setzte ich allerdings bereits bemalte Carrera-Figuren - der Masse wegen. Ca. 50 sitzende Figuren pro Tribüne zu bemalen, dazu hatte ich weder die Zeit noch die Geduld. Bei einem Preis von 0,75 EUR pro Figur sitzen auch auf den beiden Tribünen ziemliche Werte... !
Um abschließen noch eine Zahl zu nennen: Rein an Materialwerten kostete mich die Anlage rund 1700.- EUR, meine Arbeitszeit und einen (wie auch immer zu beziffernden) Arbeitslohn nicht eingerechnet!

Abschließende Bemerkung: Im Mai 2003 habe ich diese Bahn verkauft, mittlerweile drehen die Autos von Herrn Dr. Appel aus Kassel hier ihre Runden! Natürlich konnte ich noch nicht einmal den Materialwert erzielen (s. o.), von "Arbeitszeit" bzw. "-lohn" gänzlich zu schweigen. Man mag sich fragen, warum erst so viel Geld, Zeit, Arbeit und sicherlich auch so etwas wie "Herzblut" investieren, wenn die Geschichte ohnehin veräußert wird...  Zumindest stellt mir ab und an meine Frau (und auch verschiedene andere Zeitgenossen) diese Frage. Nun, mir geht es im Wesentlichen um das Tun, das Bauen, sei es ein einzelnes Modell oder - wie hier - eine komplette Anlage. Würde ich alles aufheben wollen, was ich zeitlebens gebaut habe, ich bräuchte ein eigenes Museum!!! Hinzu kommt, dass mir beim Bau und beim späteren Betrieb dieser Anlage neue Ideen gekommen sind, die ich gerne verwirklichen wollte. Schaut mal auf die Rubrik "Meine (neue) Rennbahn" und ihr ahnt vielleicht, worum es mir geht!
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