Spitfire Mk XIV vs Fi-103/V-1

Hintergrund:

Der Urlaub auf Usedom im letzten Herbst 2020 und der Besuch im Museum in Peenemünde haben zu einigen modellbauerischen Inspirationen beigetragen. V-1 und V-2 live zu sehen und die dahinterstehende Geschichte nahegebracht zu bekommen war schon sehr beeindruckend.

 

Die Idee, eine Spitfire die Fi-103/V-1 über Dover abfangen zu lassen, geisterte mir seit jenem Urlaub im Kopf herum – und das am besten natürlich in meinem Lieblingsmaßstab 1:144! Zwar waren die Hawker Tempest V beim Bekämpfen der V-1 ganz weit vorn, aber es gibt nur lausige Bausätze von der Tempest, da wollte ich mich erst gar nicht versteigen. Auch die „Mossies“ (Mosquitos) wurden häufig nachts gegen die V-1 eingesetzt und waren mit über 600 V-1-Abschüssen führend. Ich wollte aber nun mal gerne bei der Spitfire bleiben… Recherchieren, einlesen - und feststellen, dass erst die Spitfire Mk XIV in der Lage war, mit der V-1 mitzuhalten. Eine Mk XIV gibt es aber bekanntlich nicht als 144er-Bausatz. Im Squadron Signal-Heftchen über die Spitfire las ich, wie sich im Laufe des Krieges die Zellen, Flügel, Leitwerke und natürlich der Motor des Jägers entwickelt hatten.

Die Modelle:

Eine Mk XIV, die es von Mark I Models gibt, war als F/FR "Bubbletop" für meine Zwecke nicht zu gebrauchen - zumindest nicht am Stück! Die Idee, die wunderschöne Mk IX von Eduard (wegen der Zelle und den C-Flügeln) mit dem großen Griffon-Motor, der fünfblättrigen Luftschraube und dem großen Seitenruder von der Mk XIV Bubbletop aus den Mark I Models-Formen zu kombinieren, schien mir gleich nach dem überaus mutigen Ansetzen der Säge dann doch sehr optimistisch... Die Motorverpflanzung war dann deutlich mehr Arbeit als erwartet und erforderte sehr viel Feinschliff in der Anpassung.

 


Um die Szene, die ich im Kopf hatte, ein wenig dynamischer wirken zu lassen, wollte ich den Moment darstellen, in dem der Pilot die V-1 mit seinem Flügel antippt („tipping“) und dabei - mit hartem Einschlag der Ruder - schaut, dass er schnellstens abdreht. Dass ich dabei die zweite Spitfire Mk IX aus dem Eduard-Doppelbausatz Nr. 4429 zersägen musste, um an die Steuerflächen zu kommen, schmerzte zunächst... aber nur kurz! Leider waren die Ruder aus dem ohnehin schon kannibalisierten Mark I-Modell dafür nicht brauchbar.

 

Der Rumpf der Eduard Mk IXc


  Der Rumpf der Mark I Models Mk XIV Bubbletop mit dem benötigtem Griffon-Motor






"Resterampe" - links Eduard, rechts Mark I Models


Im Bonsai-Maßstab gerät das Abkleben – hier die Invasionsstreifen plus Tarnmuster) immer zur wahren Orgie, da gehen schon mal locker 2–3 Stunden drauf! Mit dem Ergebnis bin ich jedoch sehr zufrieden, die viele Mühe hat sich gelohnt. Lackiert habe ich mit Vallejo-Farben, das Pinwashing erfolgte mit einer wässrigen Brühe aus Schmincke-Ölfarben und Waschbenzin. Hierbei kommen die Gravuren, gerade die der Tragflächen, toll zur Geltung, wie ich finde.


 











Beim Einlesen ins Thema fiel mir die Geschichte von F/O Kenneth Roy Collier auf, der als "Erfinder" der "tipping"-Methode gilt (Antippen der Flugbombe mit den eigenen Flügeln, was zur Desorientierung des Kreiselkompass der V-1 führte) , mittels derer die V-1 zum Absturz gebracht werden konnten. Insgesamt sieben Fi-103/V-1 gehen auf Ken Colliers Konto, bevor er bei Luftkämpfen gegen große Formationen von Focke-Wulf- und Me-109 am 5. Dezember 1944 abgeschossen wurde und den Fliegertod fand. Seine Geschichte ist im Web dokumentiert. Die Maschine, mit der er mehrere V-1 außer Gefecht setzte, war die taktische DL-M (RB183) und genau diese sollte es sein. Zum Glück gibt es von Mark I Models passende Kennbuchstaben der Royal Air Force in der richtigen Farbe und Größe, die ich hierfür verwendet habe. Die Seriennummern der Spit, die aufgrund der Invasionsstreifen nur teilweise sichtbar ist, stammen aus einem generischen Bogen von TL-Decals.

 

Hervorheben muss ich, dass die Abklebemasken von Eduard für die Kanzel der Bonsai-Spit echt klasse sind! Erst kürzlich habe ich den neuen HUP-2 von MiniWings gebaut, der aus transparentem Plastik gespritzt ist. Die dabei liegenden Masken sind aus einem völlig beknackten Vinyl-Material, viel zu dick und viel zu steif für die kleinen und engen Radien! Das macht hier Eduard um Welten besser!  Das Maskenmaterial scheint mir mit Tamiya-Tape vergeichbar zu sein.

Die V-1 kommt von Fox One Studios aus Japan und ist aus Resine. Dem Kit liegt sogar noch ein kleiner Transportwagen bei. Ein bissel übertrieben sind die Details des Aggregats, im Nachhinein hätte ich wohl besser zur V-1 von Brengun greifen sollen (daher stammt auch der Pilot der Spitfire). Aber das Fox One-Modell war eh nur ein "Beifang" im Rahmen einer Bestellung bei Hobby Link Japan. Der Fi-103 habe ich noch das sich drehende Propellerchen an der Nase spendiert, ein mit der Lochzange ausgestanztes Stück PE-Folie. Ein wenig angesprühte Watte, die auf einen sehr dünnen Federstahldraht geschoben wurde, bringt die Abgasfahne der V-1.





Den massiven Sockel habe ich bei einem befreundeten Schreiner bestellt. Er wirkt zunächst massig, aber ich wollte ein wenig Beschriftung und Gestaltung darauf anbringen. So fand ich ein Luftbild der Kreidefelsen in der Nähe von Dover im Web und einige alte englische Zeitungen aus dem Jahr 1944, die über die V-1-Angriffe berichten. Beide Flieger kamen auf 2mm starke Acrylstäbchen und das war's auch schon fast.

 

Zum Schluss noch ein Foto der sehr schön detaillierten Unterseite der Spit und - fast hätt' ich's vergessen - die Propellerblätter... Seit längerem greife ich bei der Darstellung sich drehender Propeller auf die geätzten Teile von PropBlur zurück, es gibt sie in allen Maßstäben. Eine deutlich bessere Variante als die berühmte PE-Scheibe – zugegeben, nicht ganz billig. Aber in der Wirkung um Längen besser, wie ich finde.



Achja - damit keine Zweifel aufkommen, um welchen Maßstab es sich handelt... 1:144!




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