Ligier JS1 Ford

Kurz zur Geschichte: Guy Ligier, in Frankreich u.a. bekannt als Hersteller von Kleinst- und Microautos, international aber auch als F1-Pilot, der zwischen 1966 und 1967 an 12 GPs teilnahm. Als sein enger Freund Jo Schlesser mit einem Honda RA302 beim GP von Rouen 1968 tödlich verunglückte, hängte Ligier den Helm an den Nagel und beschäftigte sich mit der Konstruktion von Sportwagen. Zu Ehren seines verstorbenen Freundes kennzeichnete er seine Fahrzeugentwicklungen mit den Initialen „JS“- Jo Schlesser.



Der JS1 wurde mit unterschiedlichen Triebwerken gefahren: Während der Tour de France 1970 mit einer 2,4 Liter Weslake-Maschine, danach mit einem 2,6 Liter- V6-FVC-Ford-Cosworth-Triebwerk aus dem Capri. In Le Mans baute man jedoch auf die 1,8-Liter-FVC-Maschine von Ford. Guy Ligier und Jean-Claude Androuet starteten mit dem Wagen in der Prototypenklasse bis 2 Liter. Im freien Training noch Gesamt-Siebter, kam nach 7 Stunden im Rennen jedoch in der 54. Runde das Aus durch einen Defekt am Verteiler. Zu dieser Zeit lag der JS1 an Gesamtposition 39.





Zu den Abmessungen des JS1 konnte ich lediglich über den Radstand des Originals etwas in Erfahrung bringen, die übrigen Werte stammen vom JS2. Das dürfte zunächst nicht so viel ausmachen, hatten der JS1 und der JS2 doch nahezu das gleiche Chassis! Mir lagen beide im Herbst 2010 erschienen Bausätze der Firmen PSK (jetzt vertrieben über CSR, CasaSlotRacing) und GMC vor, so dass ich die Möglichkeit hatte, mir den stimmigsten Kit heraus zu suchen. Die reinen Zahlen belegen, was man beim Vergleichsfoto schon auf den allerersten Blick wahrnimmt:


Vergleich Original/Modell Porsche 911 und Ligier JS1

 

Porsche 911 im Original

Soll in 1:32

ARII-Modell 1:32

 

L

4163

130,1

130

 

B

1610

50,3

50,5 vorne, 48,5 hinten

 

H

1320

41,3

35,5

 

R

2268

70,9

71

 

 

Ligier JS2 Original

Soll in 1:32

PROTO/CSR-Modell 1:32

GMC-Modell 1:32

L

4250

132,8

129

130

B

1720

53,6

60

60

H

1150

35,9

34

34

R

2310 (JS1), 2350 (JS2)

72,2

77

77


Der PROTO/CSR-Ligier ist (mal wieder!) deutlich zu wuchtig geraten, zu kurz, dafür wurde in der Breite mächtig viel angesetzt! Zur Höhe muss gesagt werden, dass sich hier zum Modell immer Abweichungen ergeben, je nach verwendetem Chassis, seiner Einbautiefe in der Karosserie und der verwendeten Rad-/Reifenkombination. Meine 911er liegen vergleichsweise satt auf der Bahn, was eine geringere Höhe erklärt, als die Maßstäblichkeit vorgegeben hätte. Dieser Umstand ist leicht an den tief in den Kotflügel sitzenden Fuchs-Felgen von FLY zu erkennen.

Der Ligier von GMC ist von den Abmessungen her nahezu identisch zum PROTO-Modell, obwohl eindeutig andere Formen verwendet wurden:


Es handelt sich definitiv um eigenständige Bausätze, die zunächst fast wie Klone wirken. Die Unterschiede zeigen sich erst auf den zweiten Blick: Etwas andere Lufteinläufe in der Front, Blinkerleuchten in der Scheinwerfereinheit, Unterschiede in den seitlichen Kühlungsöffnungen, andere Heckleuchten. Der gravierenste Unterschied – und in meinen Augen ein massiver Fehler – unterlief GMC, indem der Modelleur zwei (!) Auspuffrohre ins Heck setzte, im Original anno 1970 jedoch nur eines vorhanden war! Dies schuldet GMC offenbar einer aktuellen Bildvorlage des restaurierten Originals, was wohl diese Ausführung aufweist. Mir liegt dieses Foto ebenfalls vor und es ist klar erkennbar, dass es sich dabei um eine aktuelle Aufnahme, um ein restauriertes Fahrzeug handelt. Schade!

Dieser Aspekt und die Tatsache, dass das Cockpit-Inlay bei PROTO wesentlich besser und detailreicher modelliert ist (auch wenn es beim Einsetzen in die Karosse mächtig spannt und nach mehreren Probepassungen zerbrach!) gaben für mich den Ausschlag zum PROTO-Modell. Praktikabler vom Bau her ist sicherlich das zweiteilige Inlay bei GMC (hier sind auch zwei verschiedene Inlays beigefügt, welche die 4- oder die 6-Zylinder-Maschine wiedergeben – gut mitgedacht!), aber das ist im Gesamteindruck kaum zu vergleichen mit der schöneren PROTO-Interpretation des Motorraums.

Jedoch muss für die Le Mans-Version des Ligier der linke Betankungsstutzen auf dem Inlay entfernt werden. Folgerichtig ist auch nur ein einzelnes Schiebebild für den Tankverschluss auf dem Decalbogen. Vermutlich wurde bei anderen Rennen, in denen der JS1 eingesetzt wurde, von unterschiedlichen Seiten getankt.

Die Felgeninserts geraten hingegen bei GMC schöner, sie sind durchbrochen ausgeführt. Bei PROTO muss man mit Farbe ein wenig nachhelfen, um das Speichendesign in der räumlichen Tiefe sichtbar zu machen. Das etwas massige Auspuffendrohr aus Resine sollte bei Proto durch eine Aderendhülse ersetzt werden.

Die Decals sind im Übrigen nahezu identisch und offensichtlich vom gleichen Hersteller gedruckt worden. Bei PROTO sind ein paar Schiebebilder mehr auf dem Bogen. Hier wird zusätzlich die Erstellung der Tour de France-Version von 1970 ermöglicht, wozu auch ein Copilot dem Kit beigefügt ist 

Im Ergebnis also „Abzüge in der B-Note“ für GMC und mein persönlicher Zuschlag an PROTO. Dennoch, bitte nicht vergessen: Beide Modelle geraten zu wuchtig und sind definitiv nicht maßstäblich!

Seit fast 10 Jahren hat mich dieses Thema „Le Mans 1970“ nun gefesselt und mir sehr viel Arbeit gemacht, aber auch zu sehr netten und interessanten Kontakten im In- und Ausland verholfen. Eine wunderbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte.


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