ASA RB613, Le Mans 1966, SB-Slotcars

Zur Geschichte:

Der ASA Roll-Bar war ein bei Autocostruzione gebauter Rennwagen für Langstreckenrennen. Nur eine kleine Anzahl dieser Fahrzeuge wurde bis zur Schließung des Herstellerbetriebs gefertigt. Die Autos hatten wenige Renneinsätze mit mäßigen Erfolgen.

Trotz finanzieller Schwierigkeiten stellte ASA auf dem Genfer Auto-Salon 1966 den Roll-Bar vor. Ein als Langstreckenrennwagen konzipiertes Stufenheckcoupé mit Frontmotor. Es sollte für den europäischen Rennsport mit einem 1,3-Liter-Motor und für den US-amerikanischen Rennsport mit einem 1,8-Liter-Motor ausgestattet werden. Soweit bekannt wurden nur drei oder vier Coupés mit dem 1,3-Liter-Motor unter der Bezeichnung RB613 bis zur Schließung von ASA 1967 hergestellt.

Im Rennsport hatten die Roll-Bar Rennwagen ihren ersten Auftritt beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966. Für diesen Wettkampf setzte das North American Racing Team einen ASA RB613, Startnummer 54, mit den Fahrern François Pasquier und Robert Mieusset ein und das ASA-Werksteam einen ASA RB613, mit der Fahrgestellnummer 21004 und der Startnummer 61, mit den Fahrern Ignazio Giunti und Spartaco Dini. Beide Fahrzeuge konnten das Rennen nicht erfolgreich beenden. Der Werkswagen fiel mit einem Kupplungsdefekt aus und der NART-Rennwagen hatte einen Unfall mit einem CD SP66. (Quelle: Wikipedia)


Die Karosserie des ASA RB613, wie er samt Stützgerüst aus dem 3D-Drucker kommt.


 


Der vollständige „Bausatz“ des ASA RB613, Le Mans 1966. Die selbstgedruckten Decals kamen etwas später nach.

Zum Modell:

Allen Unkenrufen zum Trotz – die Entwicklung der 3D-Drucktechnik ist nicht mehr aufzuhalten! Hat dieses neue Fertigungsverfahren im allgemeinen Modellbau bereits seit langem Einzug gehalten und erfreut sich stetig steigender Beliebtheit, was überaus feine, passgenaue und außergewöhnliche Umbau- und Zurüstsätze angeht, möchte ich hier anhand eines Beispiels schildern, dass auch der Slotcar-Sektor stark davon profitiert.

 
Das Chassis mit der komplett verschraubten Technik




Auch der Leitkiel ist 3D-gedruckt – ob er sich bewährt oder gegen ein zähes Nylon-Bauteil aus dem Zubehör getauscht werden muss, wird sich zeigen.



Namhafte Kleinserienhersteller von interessanten Modellen aus Resine, wie z.B. George Turner aus England, greifen ebenfalls die neue Technik auf und fertigen seit einiger Zeit für ihre Slotcar-Bausätze Chassis aus 3D-gedrucktem Material.

 


Räder, Inserts und Zentralmuttern.

Schon vor Jahren machte sich ein Enthusiast im deutschsprachigen Scratchbuilder-Forum von sich reden: Sebastian Borck. Da es seine Lieblings-Modelle nicht „von der Stange“ gab, fertigte er sie schlichtweg selbst, über CAD und 3D-Drucker. Im Forum ist über die Entwicklung des BMW 3,0 CSI, eines BMW 2002 ti, eines Karman Ghias, eines Fiat 131 oder eines Ford Granada nachzulesen. Mittlerweile bietet Sebastian seine Entwicklungen als Download auf der Plattform 3D Cults an.

 


So lag es nahe, dass ich mich wegen eines überaus begehrten Modells an Sebastian wende, zumal wir über das Forum schon länger miteinander in Kontakt standen. Bereits vor Jahren habe ich hier in der COL (Ausgabe 04/2011) meine Komplettsammlung der Le Mans-Fahrzeuge des Jahrgangs 1970 vorgestellt. Der Besuch im Kino zum Film „Le Mans 1966“ brachte mich erneut in die Spur, alle seinerzeit gestarteten Fahrzeuge des 66er Jahrgangs zu bauen und zu sammeln. Mittlerweile ist diese Sammlung mit wenigen Ausnahmen komplett – sogar den damals gestarteten und heiß begehrten Porsche Carrera 6 Langheck konnte ich aus eigener Kraft umsetzen und ihn in der COL 03/2020 vorstellen. Aber der ASA RB613… Diese „Nuss“ galt es noch zu knacken!

 
Äußerst filigran, selbst im 3D-Druck: Die Scheibenwischer.


Die Kleinteile, die Scheibenrahmen mit den beiden Lehren zum Zuschneiden des PE-Materials.

Nachdem ich Sebastian für dieses Projekt gewinnen konnte, legte ich mir den extrem raren und sehr teuren Resine-Bausatz des ASA von RESTART im Maßstab 1:43 zu. Wohl gibt es die beiden in Le Mans 1966 gestarteten RB613 auch als (ebenfalls teure) Fertigmodelle von SPARK, die Basis für einen 3D-Scan wäre jedoch schwieriger gewesen. Ich hätte das SPARK-Modell komplett zerlegen müssen, es wäre hinterher wertlos. Bei RESTART-Kit hatte ich die rohe Karosserie vorliegen, die von einem Anbieter 3D-gescannt wurde. Mit diesen stl-Dateien konnte Sebastian weiterarbeiten, musste jedoch noch viele Verbesserungen und Änderungen vornehmen. Aber der Grundstein war somit schon einmal gelegt.

 
Die passgenaue Frontscheibe im Tiefziehverfahren.



Die Karosserie, befreit vom Stützgerüst, leicht angeschliffen und entfettet.


Nach Monaten intensiver Arbeit am PC erstellte Sebastian einen ersten Probedruck, der schon sehr vielversprechend war. Da aber auch er sehr hohe Ansprüche an das Modell stellte, legte er sich sogar noch einen neuen Drucker mit einer deutlich besseren Druckqualität zu, einen Form4 von Formlabs. So konnten durch die höhere Auflösung die vielfach gefürchteten „Treppenstufen“ an gewölbten Oberflächen nahezu komplett vermieden werden! Der Druck erfolgte mittels Flüssig-Resine, was sich sehr gut bearbeiten ließ. Die Bauteile mussten nur minimal angeschliffen werden, das Material zeigte sich als sehr stabil und dabei doch flexibel.

 
Das liebevoll und detailliert gestaltete Cockpit.


Die beiden Fahrer, die bereits auf ihrem Gestühl sitzen.



Ich durfte mich wirklich glücklich schätzen, als mir Sebastian zwei absolut maßhaltige „Komplettbausätze“ zuschickte! Es fehlte absolut an nichts! Sehr gut durchdachte Lösungen in der Technik, alles ist auf Verschraubungen ausgelegt. Der ASA erhielt einen 13D-Frontmotor von Slotdevil, Kardanwelle und Heckantrieb. Die Stummelachsen aus Aluminium sitzen verkapselt im Rahmen. Die Reifen stammen von Ortmann, die Felgen sind zweiteilig konzipiert. Dies erleichtert zum einen die Lackierung ungemein, weil beide Le Mans ’66-ASA zweifarbige Räder aufwiesen. Zum anderen achtete Sebastian darauf, die Inserts in einer bestimmten Stellung in die Felge einzulassen, damit die Durchbrüche auch wirklich als solche bezeichnet werden können! Zudem ist die Zentralmutter einzeln erstellt – erneut eine Vereinfachung bei der Bemalung, aber auch hinsichtlich der Detaillierung ein zusätzlicher Pluspunkt.

 
Der Paint Job der beiden in Le Mans 1966 gestarteten ASA RB613.


Nach dem Aufbringen der Decals und einem Sichern mit Mipa 2K-Lack: Der Scheibeneinbau mittels Lehre.

Am Chassis sind Halterungen für 3mm-LEDs angebracht, so dass eine Beleuchtung vorne und hinten erfolgen kann. Auch an eine Öffnung im Chassisboden für einen Digitaldecoder hat Sebastian gedacht. Bede Features habe ich allerdings nicht umgesetzt.

 
Die beiden ASA in "freier Wildbahn".


Ein weiteres interessantes Detail: Die Scheibenrahmen seitlich und hinten sind ebenfalls einzeln gedruckt, für sie liegt eine Lehre zum Zuschneiden der PE-Scheiben bei! Die tiefgezogene Frontscheibe passt perfekt! Das Interieur weist ein liebevoll und vorbildgerecht gestaltetes Cockpit auf, die detailliert gestalteten, voll ausgeformten Fahrerfiguren tragen einen zeitgenössischen Helm. Durch den Frontmotor ergab sich ausreichend Platz für ein volles Cockpit.

 


Hier mit einem Gegner aus dem Rennen: Der Marcos Mini GT.

Die rohe Karosserie bringt gerade einmal 12g auf die Waage, die Fahreigenschaften sind – auch ohne Magnet – sehr gutmütig und angenehm. Dennoch ist eine Halterung für einen Magneten im Chassis vorgesehen, die ich jedoch ignoriert habe. Allenfalls wäre hier das Einbringen von etwas Ballast eine Option für mich, sie schien mir bislang aber nicht nötig zu sein. Lediglich die Ortmann-Reifen auf der Hinterachse stellten mich durch einen schlechten Grip nicht zufrieden. Bei Gelegenheit werde ich sie austauschen.

 
Hier wird's eng: Da drängt ein Big Banger, ein Ferrari 365 P2!


Alle weiteren Transparent-Teile wurden mit klarem Resine-Material gedruckt, was ich in einer solchen Qualität noch nicht in den Händen hatte! Lediglich die extrem fein gedruckten Scheibenwischer habe ich durch fotogeätzte Exemplare ersetzt. Sie sind so filigran, dass mir eine bruchfreie Entgratung vom Stützgerüst nicht möglich war.

 


Die einzigen Details, die ich dem ansonsten kompletten Bausatz beigefügt habe, sind die Le Mans-typischen Startnummernfeldbeleuchtungen seitlich und die Positionsleuchten auf dem Dach. Ich habe sie mittels Stecknadelköpfe realisiert. Zusätzlich ergänzte ich die Kühlluftschläuche für die vordere Bremsscheibenbelüftungen, die in der Front des ASA deutlich erkennbar sind. Hierzu habe ich Profile von Evergreen verwendet.

 


Abschließend muss (leider!) angemerkt werden, dass diese beiden ASA RB613 zwei absolute Einzelstücke bleiben werden! Auch stehen gedruckte Modelle bei Sebastian nicht zum Verkauf an und ein Verkauf der stl-Dateien ist nicht vorgesehen. Dies ist auf die Finanzierung dieses Projekts zurückzuführen. Ein Slotcar-Enthusiast und Sammler aus Berlin ließ sich diesen Spaß eine vierstellige Summe kosten, bestand dabei jedoch auf die Exklusivität der beiden Modelle.

 

Als Trost darf ich an dieser Stelle anführen, dass alle Le Mans 1966-Sammler in absehbarer Zeit darauf hoffen dürfen, ein Resine-Modell des ASA RB613 erstehen zu können. Nachdem bekannt wurde, welches Projekt Sebastian, der Berliner Sammler und ich „in der Pipeline“ hatten, weckte dies natürlich Begehrlichkeiten! So konnte ein weiterer deutscher Hardcore-Sammler George Turner davon überzeugen, dieses Modell als „normalen“ Resine-Kit zu entwickeln. Nun ist es vielleicht nur noch eine Frage der Zeit…

Dieser Bericht erscheint in der gleichen Fassung in der Car-On-Line (COL) Nr. 03/2025. 


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